Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

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Herausgeber: 
Deutsche Gemmologische Gesellschaft e.V.
Prof.-Schlossmacher-Str. 1
D-55743 Idar-Oberstein

 

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Für alle Beiträge behält sich die Deutsche Gemmologische Gesellschaft (Deutsche Gesellschaft für Edelsteinkunde) e.V. sämtliche Rechte vor, insbesondere die des Nachdrucks, der Übersetzung in andere Sprachen und der photomechanischen Wiedergabe. Die veröffentlichten Beiträge stellen – soweit namentlich bezeichnet – die Auffassung der Autoren dar und geben nicht notwendig die Meinung von Herausgeber und Schriftleitung wieder. (Content of this journal may not be reproduced in any form without the permission of the German Gemmological Association. Opinions expressed do not necessarily reflect the views of the Association.)

Die Geschichte Idar-Obersteins als Schleif- und Handelsplatz für Edelsteine hat die gemmologische Forschung beflügelt. Bis heute arbeitet die ortsansässige Industrie eng mit den Forschungsinstitutionen DGemG und DSEF zusammen.

Im Gegensatz zu anderen Industriezweigen, die bei Verknappung der lokalen Rohstoffförderung zum Erliegen kommen, hat die Edelsteinindustrie Idar-Oberstein auch rund 150 Jahre nach dem Ende des Achatbergbaus Bestand. Und so ist es den frühen Rohsteinpionieren zu verdanken, dass sich Idar-Oberstein zu einem der weltweit bedeutendsten Kompetenzzentren für Edelsteine entwickelt hat.

So einzigartig die Edelsteine für das Gewerbe waren, so interessant waren sie aber auch für die Wissenschaft. Schon sehr früh interessierten sich die Mineralogen für die Rohstoffe der Edelsteinindustrie und so datieren örtliche Kontakte zu den Naturwissenschaften zurück ins 18. Jahrhundert (Wild, 1963). Es war Georg O. Wild, der die Wichtigkeit der wissenschaftlichen Untersuchung von Edelsteinen erkannte, und durch die Gründung eines Edelsteinlabors Mitte der 1920er Jahre und der Deutschen Gesellschaft für Edelsteinkunde – heute Deutsche Gemmologische Gesellschaft e.V. (DGemG) - im Jahre 1932 die angewandte Forschung und deren Transfer zum Handel manifestierte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde mit der Berufung von Prof. Dr. K. Schlossmacher nach Idar-Oberstein und der Gründung eines später an die Universität Mainz angegliederten Instituts für Edelsteinforschung die wissenschaftliche Gemmologie fortgeführt. Das hohe Ansehen von Prof. Schlossmacher in Forschung und Lehre wurde durch die Gründung der Prof.-Karl-Schlossmacher Stiftung, heute Deutsche Stiftung Edelsteinforschung (DSEF) gewürdigt.

Das Labor der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung (DSEF) erfüllt heute alle Anforderungen einer modernen, internationalen gemmologischen Serviceeinrichtung für die Branche. Edelsteinforschung und Echtheitsprüfung nach internationalen Standards auf Herkunft und Behandlungsmethoden von Farbedelsteinen gehören zu den wesentlichen Aufgaben der DSEF, die von einem Team aus hochqualifizierten Wissenschaftlern in modernster Laborumgebung bearbeitet werden. Farbechtheitsuntersuchungen von Diamanten, Bestimmungen von Perlen und organischen Substanzen sowie ein mobiler Laborservice erweitern das Angebot.

Der Standort im Zentrum der deutschen Edelsteinindustrie ist von unschätzbarem Vorteil und so gehören die Mitarbeiter der DSEF und DGemG weltweit zu den ersten, die Neufunde von Edelsteinen analysieren können. Aufgrund von wissenschaftlichen Kontakten zu den wichtigen edelsteinproduzierenden Ländern und die enge Kooperation mit dem Handel, steht immer auch entsprechendes Referenzmaterial zur Verfügung. Zunehmend werden die Edelsteinvorkommen auch selbst besucht, um authentisches Probenmaterial zu sammeln.

Die von Stiftung und DGemG erarbeiteten Forschungsprojekte umfassen eine breite Palette edelsteinkundlich wichtiger Bereiche. Stellvertretend hierfür sollen im Folgenden einige Erstbeschreibungen genannt werden.

     Green-Dragon-Demantoide-Garnet-Mine am Rande der Erongo-Mountains, Namibia.

1967 wurde in den Merelani Hills in Tansania eine neue, blaue Varietät des Minerals Zoisit entdeckt. Im gleichen Jahr erfolgte die Erstbeschreibung durch Bank et al. und zwar im Heft 61 der Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Edelsteinkunde, welches Prof. Schlossmacher zum 80. Geburtstag gewidmet war. Unter dem Namen Tansanit avancierte der Stein zu dem Edelstein des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1983 beschreiben Schmetzer und Bank Mn-reiche Turmaline aus Sambia, rund 20 Jahre bevor diese als Canary Turmalin auf dem Weltmarkt bekannt wurden.

Die Minerale der Turmalingruppe gehören zu den für die Idar-Obersteiner Edelsteinindustrie wichtigsten Edelsteine. Einer der begehrtesten und wertvollsten Farbedelsteine überhaupt, der kupferhaltige Paraiba Turmalin aus Brasilien, wurde erstmals von Bank et al., (1990) im Detail beschrieben. Schnell erlangten diese Steine Weltruhm auf dem Edelsteinmarkt und sie gehören heute zu den begehrtesten und wertvollsten Farbedelsteinen überhaupt. Auch bei der Beschreibung kupferführender Turmaline aus neueren afrikanischen Vorkommen in Nigeria und Mosambik sowie deren Unterscheidung von brasilianischen Exemplaren war die DSEF ganz wesentlich beteiligt (Milisenda, 2001; 2005, Milisenda et al., 2006).

Programmheft 11Partie von abgerollten Cu-haltigen Turmalinen aus Mosambik (Mavuco).

Neben den Turmalinen, sind die Varietäten von Beryll und Quarz sowie die Minerale der Granatgruppe weitere wichtige Edelsteine der hiesigen Industrie. In 1992 beschreiben Henn und Bank Aquamarine aus einem neuen Vorkommen in Mosambik. Ihre intensiv blaue Farbe wurde in Anlehnung an die berühmten Santa Maria Aquamarine aus Brasilien als Santa Maria Africana bezeichnet. In 2003 hatte die DSEF die Gelegenheit ein altes Lager von Santa Maria Aquamarinen aus Brasilien zu untersuchen. Aus den daraus gewonnenen Daten konnten erstmals Merkmale herausgearbeitet werden, die eine Unterscheidung zwischen brasilianischen und afrikanischen Steinen ermöglichte.

1993 beschreiben Lind et al. erstmals leuchtend orangefarbene Spessartine aus einem neuen Vorkommen in Namibia. Unter dem Namen Mandaringranat genießen sie heute Weltruhm. Weitere Vorkommen wurden in den darauffolgenden Jahren in Nigeria und Tansania entdeckt, deren Herkunftsbestimmung in einem Übersichtsartikel erstmals beschrieben wurde (Milisenda et al. 2010). Als weitere Beispiele von vielen sollen die Beschreibungen von Alexandriten aus Hematita, Brasilien (Bank et al., 1987), Granaten aus Mali (Henn et al. sowie Lind et al., 1994), Peridote aus Pakistan (Milisenda et al., 1995), Saphire aus Andranondambo, Madagaskar (Milisenda & Henn, 1996), Korunde aus der Region Tunduru-Songea, Tansania (Henn & Milisenda, 1997), Demantoide aus Namibia (Lind et al., 1998), Korunde aus SW-Madagaskar (Henn et al., 1999, Milisenda et al., 2001), Demantoide aus Pakistan (Milisenda et al., 2001), Saphire aus N-Madagaskar (Ramdohr und Milisenda, 2004), Smaragde aus Rio Grande do Norte, Brasilien (Milisenda, 2007), Turmaline aus Ruanda (Henn, 2013) sowie Amethyste aus Ruanda (Stephan & Schmitz, 2017) dienen.

All diese Arbeiten waren und werden auch zukünftig nur durch die Zusammenarbeit von Handel und Forschung möglich sein. Personifiziert ist dieser enge Verbund auch durch den jetzigen Präsidenten der DGemG bzw. Stiftungsratsvorsitzenden der DSEF Dr. Thomas Lind sowie dessen Vorgänger Prof. Dr. Hermann Bank. Beide haben als Geologe bzw. Mineraloge jeweils die elterliche Edelsteinschleiferei übernommen und sind trotz Einstieg in den Edelsteinhandel der Wissenschaft treu geblieben.

Programmheft 7Peridot aus Pakistan (69,77 ct) mit charakteristischen Ludwigit-Vonsenit-Einschlüssen.

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