Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

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Deutsche Gemmologische Gesellschaft e.V.
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Für alle Beiträge behält sich die Deutsche Gemmologische Gesellschaft (Deutsche Gesellschaft für Edelsteinkunde) e.V. sämtliche Rechte vor, insbesondere die des Nachdrucks, der Übersetzung in andere Sprachen und der photomechanischen Wiedergabe. Die veröffentlichten Beiträge stellen – soweit namentlich bezeichnet – die Auffassung der Autoren dar und geben nicht notwendig die Meinung von Herausgeber und Schriftleitung wieder. (Content of this journal may not be reproduced in any form without the permission of the German Gemmological Association. Opinions expressed do not necessarily reflect the views of the Association.)

Abb. 1: Granat-Glas-Dublette (Durchlicht, x16).

Zusammengesetzte Steine sind bereits seit der Antike bekannt und beschrieben. Plinius secundus (23 – 79), ein Gelehrter des römischen Reiches, beobachtete bereits die Verwendung von zusammengesetzten Steinen. Im 16. Jahrhundert beschrieben Camillus Leonardus und ebenso Benvenuto Cellini verschiedene Arten von Dubletten. Die klassischen Granat/Glas-Dubletten (Abb. 1) tauchten erstmals 1869 auf. 1931 beobachtete man zum ersten Mal Beryll-Dubletten, die aus zwei Teilen farblosen Beryll und einer grünen Glasschicht bestanden. Im Jahr 1951 wurden dann schließlich Synthesematerialien wie z.B. synthetischer Spinell für die Herstellung von Dubletten und Tripletten verwendet. Die Historie zeigt, dass sich die Technik in der Herstellung von zusammengesetzten Steinen im Laufe der Zeit stetig entwickelt hat. Mit Voranschreiten der Zeit wurden die Produkte somit fortwährend hochwertiger. Zusammengesetzte Steine waren bis zum 20. Jahrhundert als Edelsteinersatz die bevorzugte Wahl und wurden letztendlich von den Synthesen abgelöst. Für eine ausführliche historische Übersicht sei hier auf Henn (2002) verwiesen.

Zusammengesetzte Steine werden in Dubletten und Tripletten unterschieden. Dabei gilt, dass Dubletten aus zwei und Tripletten aus drei Teilen bestehen. Bis zur heutigen Zeit sind zusammengesetzte Steine als Nachahmungen für Edelsteine zu beobachten. Jedoch muss das Ziel eines zusammengesetzten Steines nicht immer die Nachahmung sein und die Gründe in der Herstellung können sich durchaus unterscheiden. So können aus natürlichen kleinen Steinen große Steine erhalten werden. Auch bessere Farben und dadurch besseres Aussehen werden mit zusammengesetzten Steinen ermöglicht. Weiche Materialien können widerstandsfähiger gemacht werden. Dubletten und Tripletten werden auch als Ersatzprodukte für natürliche Edelsteine verwendet, da sie in der Produktion kostengünstig sind (Henn, 2002).

 

Dom.Rep kombiniertAbb. 2: Quarz-Dubletten (4 – 7 ct.) in verschiedenen Farben. Ober und Unterteil bestehen jeweils aus Quarzund sind mit einer farbigen Klebeschicht verbunden.

 

Die Zusammensetzung und das Material können von Stein zu Stein variieren. So wird als Unterteil häufig farbiges Glas verwendet. Das Oberteil hingegen kann aus einem natürlichen, farblosen Edelstein wie z. B. Quarz, Beryll oder Topas bestehen. Auch kann zwischen Ober- und Unterteil eine farbige Folie oder ein Klebeschicht verwendet werden, um die gewünschte Farbe zu erzeugen. Die Verwendung von Synthesen (z.B. synthetische Spinelle, Korunde, Berylle) für Ober- und/oder Unterseite kann ebenfalls vorkommen.    
Aufgrund dieser zahlreichen Varianten werden zusammengesetzte Steine nach Aufbau und Material klassifiziert (Webster, 1994): Echte Dubletten bestehen aus zwei Teilen, die jeweils aus natürlichen Edelsteinen bestehen. Bei halbechten Dubletten besteht nur das Oberteil aus einem natürlichen Edelstein. Das Unterteil besteht dann meistens aus Glas oder einer Synthese. Unechte Dubletten bestehen komplett aus Glas und/oder Synthesen. Für eine komplette Übersicht der Klassifikation sei hier ebenfalls auf Henn (2002) verwiesen.

 

1. Zusammengesetzte Steine - Heute

Auch wenn die Zahl an Synthesen und künstlichen Eigenschaftsveränderungen in den letzten 20 bis 30 Jahren massiv zunahm und die Auswahl an preiswerten Synthesen immer größer wurde, so spielen zusammengesetzte Steine auch in der heutigen Zeit als Alternative zu Edelsteinen eine wichtige Rolle. Die breite Farbpalette ist ein wichtiges Kriterium bei Dubletten und Tripletten in preiswertem Schmuck. Weitverbreitet sind heute Quarz-Dubletten, die sich insbesondere durch die hohe Qualität auszeichnen. Sie bestehen aus einem farblosen Ober- und Unterteil, die mit einer farbigen Klebeschicht verbunden sind. Hierbei kann das Unterteil auch aus einem anderen natürlichen Edelstein wie z.B. Korund oder Beryll bestehen. Häufig werden natürliche Farbsteinplättchen mit farblosen Bergkristall abgedeckt. Bei Aufsicht hat die Dublette somit das Erscheinungsbild des Unterteils (siehe Abb. 3). Ein Blick auf die Rundiste verrät jedoch die zwei unterschiedlichen Materialien.

 

Mexiko kombiniert Zeichenfläche 1Abb. 3: Rubin/Quarz-Dublette. Das Oberteil besteht aus einem farblosen Quarz, das Unterteil hingegen aus Rubin. Bei seitlicher Betrachtung werden die zwei unterschiedlichen Materialien sichtbar, die bei Aufsicht nur schwer zu erkennen sind.

 

Abbildung 2 zeigt Quarz-Dubletten eines asiatischen Herstellers in verschiedenen Farben. Die Dubletten werden in einer breiten Farbpalette angeboten. Natürliche Vorbilder können alle Edelsteine sein, beispielsweise die äußerst begehrten Paraiba-Turmaline, behandelte Topase in verschiedenen Farbintensitäten, bis hin zu farbzonierten Edelsteinen wie „Wassermelonen-Turmalinen“. Smaragdgrüne Dubletten sind sowohl ohne, als auch mit Einschlüssen (z.B. Heilungsrisse und Zweiphaseneinschlüsse im natürlichen Bergkristall) erhältlich. Die zusammengesetzten Steine wurden vom Hersteller als Dubletten angeboten. Hierbei wird eine eigene Nomenklatur (z.B. „Lavender“, „Radiant Orchid“) oder Namensanlehnung wie z.B. „Chrome“ für Chromdiopsid, „London“ für „London-Blue-Topas“ oder „Blue-Sapphire color“ für einen blauen Saphir verwendet.     
Einen Sonderfall stellen die Opal-Dubletten/Tripletten dar. Edelopale kommen in Australien häufig in nur sehr dünnen opalisierenden Lagen vor. Die daraus gearbeiteten dünnen Opalplättchen werden deshalb zur Stabilisation auf ein dunkles Material (z.B. Onyx) aufgeklebt. Der farbliche Kontrast, der durch den dunklen Untergrund entsteht, bringt das Farbspiel des Opals zudem besser zur Geltung. Gegebenenfalls kann das Plättchen mit einem widerstandsfähigen farblosen Material abgedeckt werden.
Hänni & Henn (2015) publizierten eine aktuelle Betrachtung von Dubletten in verschiedenen Variationen, die auf Messen angeboten wurden. Die Farbe wird bei den untersuchten Dubletten durch ein farbiges Bindemittel verursacht. Neben der Farbe zeigen die untersuchten Dubletten künstliche Einschlüsse, die Pyrit oder Rutil imitieren sollen. Diese Effekte werden durch flockenartig verteilte oder geometrisch ausgerichtete Metallfolien innerhalb der Klebeschicht erzeugt. Perlmutt ist ebenfalls ein beliebtes Material und wird meist mit einem farblosen Bergkristall abgedeckt (siehe Abb. 4).

 

Sumatra kombiniertAbb. 4: Perlmutt (Unterteil) mit Bergkristall (Oberteil). Ganz rechts wurde Wurzelkoralle anstatt Bergkristall verwendet.

 

2. CIBJO-Nomenklatur für zusammengesetzte Steine 

Die Confédération International de la Bijouterie, Joaillerie, Orfèvrerie des Diamantes, Perles et Pierres (World Jewellry Confederation, CIBJO) definiert zusammengesetzte Steine wie folgt (vgl. https://www.cibjo.org/introduction-to-the-blue-books/):

 

Künstlich hergestellte zusammengesetzte Steine sollen mit den Worten „Dublette“ (zwei Teile) oder Triplette (drei Teile) oder „Komposit“ (mehr als 3 Teile) beschrieben werden; auf diese Worte soll direkt die korrekte Bezeichnung der Komponenten des zusammengesetzten Produkts folgen; die Bezeichnungen sollen beginnend mit dem obersten Teil zum untersten Teil, separiert durch einen Slash (/) angegeben werden. Bestehen jedoch alle Teile aus demselben Material (Bindemittel nicht eingeschlossen), soll die Bezeichnung hierfür nur einmal genannt werden.

 

Beispiel: Eine Dublette, dessen oberer Teil ein Granat und dessen unterer Teil ein Glas ist, wird demnach als „Granat/Glas-Dublette“ bezeichnet. Ein zusammengesetzter Stein aus zwei Teilen eines farblosen synthetischen Spinells, die miteinander durch ein farbiges Bindemittel verbunden sind, wird hingegen als "synthetischer Spinell-Dublette" bezeichnet.           

 

Die Worte „Dublette“, „Triplette“ oder „Komposit“ sollen bei schriftlicher Präsentation stets gleichbedeutend (Schriftgröße, -art, -farbe, etc.) mit der Bezeichnung der Komponenten sein. Es sollen auch keine Sternchen, verweisend auf Fußnoten verwendet werden.

 

3. Erkennung von zusammengesetzten Steinen 

Ein zusammengesetzter Stein ist meistens schon mit bloßem Auge erkennbar. Ein Blick in Richtung der Rundiste ist ausreichend, um die verschiedenen Komponenten zu erkennen. Vereinfacht wird dies bei einer Beobachtung in Immersion, wobei hier in den meisten Fällen Wasser ausreicht. Folglich können mit dieser Methode die farblosen und farbigen oder verschiedenfarbigen Teile erkannt werden (siehe Abb. 5). Der Stein erscheint in Immersion mit Blickrichtung parallel zur Rundiste farblos. Schwierig wird es, wenn der Stein in einer Fassung vorliegt und dadurch ein Blick parallel zur Rundiste verwehrt wird. Demnach können Dubletten und Tripletten, die in einer Fassung vorliegen, vereinzelt anhand der Gasblasen in der Klebeschicht, sowie Auflösungserscheinungen oder farblichen Veränderungen erkannt werden. Die natürliche Komponente kann ein typisches Einschlussbild wie Mineraleinschlüsse, Heilungsrisse usw. zeigen, was eine vermeintliche Natürlichkeit des Steins suggeriert. Eine Beobachtung der Bindeschicht ist deshalb die bevorzugte Methode, um Dubletten und Tripletten zu identifizieren (Hänni & Henn, 2015). Klassische Bestimmungsmethoden wie das Refraktometer können ebenfalls zu der Identifizierung beitragen. So kann die Lichtbrechung der Ober- und Unterseite des Steins Auskunft über die verwendeten Materialien geben. Ist eine Ablesung nicht möglich, da der Stein z.B. in einer Fassung vorliegt, so können weiterführende Methoden wie die Ramanspektroskopie zielführend sein.

 

Indonesien kombiniertAbb. 5: Quarz-Dublette (5,03 ct.) in Immersion (Paraffin-Öl) von vorne, schräg seitlich und seitlich (Durchlicht, x12,5).

 

4. Zusammenfassung

Die Historie von zusammengesetzten Steinen reicht bis in die Antike zurück. Dabei hat sich die Entwicklung bis heute stetig verbessert, was mehr Möglichkeiten in der Herstellung ermöglicht. In der Zeit vor den Synthesen waren zusammengesetzte Steine als Edelsteinersatz die bevorzugte Wahl. Quarz-Dubletten sind, von den zusammengesetzten Steinen, heute am häufigsten anzutreffen und weisen eine breite Palette an Farben in hoher Qualität vor. Neben der Farbe können noch weitere optische Effekte wie z.B. Einschlüsse nachgeahmt werden. Die CIBJO setzt voraus, dass zusammengesetzte Steine im Handel deutlich als solche deklariert werden müssen. Dubletten und Tripletten können mit einfachen Mitteln erkannt werden. Eine Erkennung der Klebeschicht ist möglich bei einer Beobachtung in Richtung der Rundistenebene. Wasser als Immersion kann verwendet werden, um die farblosen Komponenten von den farblichen Komponenten zu unterscheiden. In den meisten Fällen reichen die klassischen Bestimmungsmethoden (z.B. Mikroskop, Refraktometer) für eine Erkennung von Dubletten und Tripletten aus. Jedoch müssen unter Umständen weiterführende Methoden (z.B. Ramanspektrometer) für eine Bestimmung angewendet werden.

 

5. Literaturverzeichnis

Henn, U. (2002): Zusammengesetzte Steine – eine aktuelle Betrachtung.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 51, 1, 13-29.

Hänni, H. A. & Henn, U. (2015): Dubletten – eine perfekte Illusion.- Z. Dt.Gemmol. Ges. 64, 3/4, 73-82.

Webster, R. (1994): Gems – their sources, descriptions and identification.- 5th ed., Oxford, Butterworth/Heinemann.

 

 

Autoren

Benjamin Huaysan, M.Sc. & Qi Wang, M.A., FGG, EG
© 2021

 

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