Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

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Abb. 1: Facettierte Klinohumite in Edelsteinqualität aus dem Pamir-Gebirge.

Seit geraumer Zeit stößt man insbesondere im Internet immer wieder auf Angebote von sogenanntem „Fire Spinel“ („Feuerspinell“) und erkennt erst bei genauer Durchsicht der Produktbeschreibung, dass es sich nicht um Spinell handelt, sondern um das seltene Mineral Klinohumit.

Die Beschreibung umfasst ferner die Legende, dass die leuchtend gelben Edelsteine schon seit Jahrhunderten von den Bewohnern Pamirs als Stücke der Sonne angesehen werden und als Feuerberg bezeichnet wurden. Noch heute finden sie Verwendung als Amulette oder Geschenke.

Die Verwendung der Bezeichnung „Fire Spinel“ ist rein willkürlich und falsch. Begründet wird die Verwendung damit, dass weniger bekannte Mineralnamen oft keine „griffigen“ und einprägsamen Namen für Edelsteine sind. Fraglich ist jedoch, wie aus dem in der Legende alten Namen „Feuerberg“ die Bezeichnung „Feuerspinell“ wurde. Einen Ansatzpunkt hierfür findet sich in der Tatsache, dass Klinohumit als Begleitmineral von Spinellen im Pamir-Gebirge angetroffen wird.

 

Klinohumit ist ein Inselsilikat (Nesosilikat) der Humit-Gruppe, besitzt die chemische Formel (Mg,Fe)9[(F,OH)2/(SiO4)4] und kristallisiert monoklin. Die Härte nach Mohs beträgt 6.

Den Namen erhielt das Mineral 1876 von Alfred Lewis Oliver Legrand Des Cloizeaux in Anlehnung der monoklinen Struktur und der Beziehung zu Humit, welcher nach Sir Abraham Hume benannt ist.

Die Minerale der Humit-Gruppe bestehen aus Schichten mit Olivin- und Brucitstruktur. Die Anzahl der Schichten ist variabel und Klinohumit besteht beispielsweise aus vier Schichten.

Gefunden wird das gelbe bis orangefarbige, z.T. auch bräunlich-orange Mineral vorzugsweise in metamorphen dolomitischen Kalksteinen mit den Begleitmineralen Olivin, Pargasit oder Grammatit, Phlogopit und Spinell.

Unter hydrothermalen Bedingungen erfolgt häufig eine Umwandlung zu Chrysotil, der sich wiederum in Brucit oder Magnesit in Form von Serpentin-Pseudomorphosen umwandeln kann.

 

Im Pamir-Gebirge werden transparente gelbe Klinohumite in Edelsteinqualität mit Kristallgrößen bis 15 mm in dem bekannten Spinellvorkommen Kukhi-lal angetroffen. Die Lokalität befindet sich im östlichen Pamir nahe der Grenze zu Afghanistan und China.

Beschreibungen der gemmologischen Charakteristika wurden von Bank (1983), Koivula et al. (1988) und Henn et al. (2001) publiziert:

nx = 1,625 – 1,631
ny = 1,636 – 1,643
nz = 1,659 – 1,674
Δn = 0,024 – 0,034
optisch zweiachsig positiv
D = 3,18 – 3,35 g/cm3

Unter langwelligem UV ist Klinohumit inert, besitz aber im kurzwelligen UV eine mäßige bis kräftige orangegelbe, oft kreidige Fluoreszenz.

 

TS Clinohumit Pamir Olivineinschlüsse x67 DurchlichtAbb. 2: Olivineinschlüsse in einem der Klinohumite aus Abb. 1 (x67, Durchlicht).

TS Clinohumit Pamir Olivineinschlüsse x67 XpolAbb. 3: Olivineinschlüsse in einem der Klinohumite aus Abb. 1 (x67, gekreuzte Polarisationsfilter).

 

Als Mikroskopische Merkmale wurden Olivineinschlüsse (Gübelin & Koivula, 1986) sowie Flüssigkeitseinschlüsse, Wachstumszonierung und Zwillingslamellen (Henn et al., 2001) beschrieben.

Detaillierte Einschlussuntersuchungen mit dem Ramanspektrometer bestimmten Olivin (Abb. 2 & 3), Dolomit, Rutil und Chrysotil als Mineraleinschlüsse im Klinohumit aus dem Pamir-Gebirge.

 

Die gelbe bis orange Farbe des Klinohumits ist auf einen Fe2+-Ti4+-charge-transfer zurückzuführen. Das Maximum der dominanten Bande im Absorptionsspektrum liegt im Blau bei 435 nm (Langer et al., 2002). Der Pleochroismus ist deutlich gelb zu orange-gelb.

Henn et al. (2001) geben Eisengehalte von 0,25 Gew.-% FeO und einen Titangehalt von 2,54 Gew.-% TiO2 für gelben Klinohumit aus dem Pamir-Gebirge an.

 

Weitere Vorkommen von Klinohumit in Edelsteinqualität befinden sich in Sibirien/Russland (Henn et al., 2001), Tansania (Fritz et al., 2007) und Vietnam (Zwaan, 2016).

 

Autoren

Autoren: Dr. Ulrich Henn & Dr. Tom Stephan, FGG, EG, beide DGemG, Stefan Müller, M.Sc., DSEF

© 2021

 

Literatur

Bank, H. (1983): Gelber und gelbbrauner Klinohumit aus Rußland.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 32, 4, 206.

Fritz, E. A., Rossman, G. R., Laurs, B. M., Simmons, W. B. & Falster, A. U. (2007): Yellow-green clinohumite and yellow chondrite from Tanzania.- Gems & Gemology 43, 277- 379.

Gübelin, E. J. & Koivula, J. I. (1986): Bildatlas der Einschlüsse in Edelsteinen.- Zürich, ABC Verlag.

Henn, U., Hyrsl, J. & Milisenda, C. C. (2001): Gem-quality clinohumite from Tajikistan and the Taymyr region, northern Sibiria.- J. Gemm. 27, 6, 335-339.

Koivula, J. I., Shigley, J. E. & Fryer, C. W. (1988): A gemological look at clinohumite.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 37, 1/2, 53-55.

Langer, K., Platonov, A. N., Matsyuk, S. S. & Wildner, M. (2002): The crystal chemistry of the humite minerals Fe2+ - Ti4+ charge transfer and structural allocation of Ti4+ in chondrodite and clinohumite.- European Journal of Mineralogy 14, 1027-1032.

Zwaan, J. C. (2016): Clinohumite from Vietnam.- J. Gemm. 35, 4, 279-280.

 

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