Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

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Facettierter Smaragd aus Muzo, Kolumbien.

Die Verwendung von Smaragden zu Schmuckzwecken reicht in frühägyptische Zeiten zurück, als bereits 3500 v. Chr. grünliche Kristalle bekannt waren, die im Gebiet des Gebel Sikait gefunden wurden. Die dortigen Gruben wurden später als die sogenannten „Smaragdgruben der Kleopatra“ bekannt. Auch der Name „Smaragd“ leitet sich von dem antiken griechischen Wort smaragdos (= grüner Stein) ab.

In Indien waren 400 v. Chr. Smaragde bekannt und die alten Römer sollen schon Kenntnisse von den Vorkommen im österreichischen Habachtal besessen haben.
Plinius der Ältere erwähnt 50 n. Chr. den sogenannten „Skytischen Smaragd“ dessen Herkunft wahrscheinlich die Smaragdvorkommen am Fluss Tokowaja nahe Ekaterinenburg im russischen Ural waren. Aber auch das Panjir-Tal im heutigen Afghanistan gilt als wahrscheinliche Quelle historischer Smaragde im 3. Jahrhundert v. Chr. Auf Plinius den Älteren geht auch eine frühe Beschreibung „…nichts grünt grüner als ein Smaragd“ zurück.

 

IMG 20210906 0001Typische kolumbianische Smaragdstufe: Smaragdkristalle mit kleinen goldenen Pyriten auf Calcit in einem schwarzen Tonstein.

 

Die heute bedeutendsten Smaragdvorkommen der Welt befinden sich in Kolumbien. Es wird angenommen, dass sie bereits 1000 nach Chr. den in der Region lebenden Indios bekannt waren, die die Smaragde als Tränen der Prinzessin Fura verehrten.
Die wirtschaftliche Bedeutung der kolumbianischen Smaragde wurde aber erst im 16. Jahrhundert durch ihre Entdeckung durch die Spanier ersichtlich. Per Zufall entdeckte im Jahr 1560 ein spanischer Offizier die grünen Kristalle, als sein Pferd über eine Wurzel strauchelte. Die legendäre Mine Somondoco lieferte wunderschöne Smaragde, die an den spanischen Hof geliefert wurden. Von dort aus wurden sie weiter zu anderen europäischen und asiatischen Adelshäusern gehandelt, was Ursprung der heutigen Popularität ist.


Große Bedeutung besitzt die 1593 von spanischen Goldschmieden in der Andenstadt Popayan gefertigte Andenkrone, die das Haupt der Patronin der Stadt schmückt und aus 453 in Gold gefassten Smaragden besteht. Ausbeutung, Abwirtschaftung, Korruption und Schmuggel führten Ende des 18. Jahrhunderts zu immer geringerer Produktion für die spanische Krone. Der Abbau kam z.T. gänzlich zum Erliegen und der Dschungel überwucherte die Minen.Legendär sind bis heute zwei berühmte Fundgebiete mit Muzo und Chivor als zentrale Minen. Chivor wurde 1911 durch den kolumbianischen Mineningenieur Francisco Restrepo und den Edelsteinhändler Fritz Klein aus Idar wiederentdeckt, Muzo nahm 1947 die Produktion wieder auf. Die Smaragdgruben Kolumbiens und die Menschen die nach den legendären grünen Steinen in der abgeschiedenen, schroffen Gebirgslandschaft der Kordilleren suchen, die Esmeralderos, haben die Geschichte dieses grünen Edelsteins in ganz besonderer Art und Weise geprägt.

Zwei Begriffe stehen für die Einzigartigkeit kolumbianischer Smaragde. „Gota de Aceite“ (Öltropfen) charakterisiert die beste Qualität kolumbianischer Smaragde mit einer leicht „öligen“, weichen, diffusen grünen Farbe. Es wird gesagt, die feinsten Steine kommen aus der „alten“ Muzo-Mine und dafür steht die Bezeichnung „Old Mine“ (Alte Mine).
Die besondere Farbqualität der kolumbianischen Smaragde ist darauf zurückzuführen, dass sie kaum graustichig sind und aufgrund fehlender oder nur sehr geringer Eisengehalte keine blauen Farbtöne besitzen. Heute wird im internationalen Smaragdhandel häufig die Farbbezeichnung „Muzo Green“ für die feinsten Grüntöne verwendet, häufig ungeachtet der Herkunft.

 

TS orange braun spink SaphirSmaragd aus Sambia in typischer „afrikanischer Smaragdfarbe“ und deutlichem Einschlussbild.

 

Neben Kolumbien sind heute insbesondere Sambia und Brasilien wichtige Produktionsländer für Smaragde. Aber auch Vorkommen in Afghanistan und Pakistan sowie Madagaskar, Tansania und Äthiopien liefern Material in Edelsteinqualität.
In Brasilien fand man bereits 1550 grüne Steine, die man wegen der Farbe für Smaragde hielt, die aber in Wirklichkeit Turmaline waren. Diese nannte man daher jahrhundertelang „brasilianische Smaragde“. Erst im 20. Jahrhundert wurden dann in Brasilien wirkliche Smaragde gefunden. Heute liefern zahlreiche Minen in verschiedenen Bundesstaaten Smaragde in unterschiedlichen Qualitäten. 
In Sambia, dem früheren Nordrhodesien, waren vor 1970 nur sporadische Smaragdfunde bekannt geworden. 1972 wurden dann reichhaltige Vorkommen am Zusammenfluss von Kafubu und Kafue entdeckt, die wunderschöne Steine mit einer typischen Blautönung liefern, die im Handel als „afrikanische Smaragdfarbe“ bekannt ist. Der größte Tagebau ist die Kafubu-Mine, die aktuell größte Smaragdmine der Welt.

 

pad blogLinks: Dreiphaseneinschlüsse in einem kolumbianischen Smaragd. Rechts: Leicht schlierenartige, „ölige“ Wachstumsstrukturen („Gota de Aceite“).

 

Verantwortlich für die grüne Farbe von Smaragden ist Chrom, zum Teil im Zusammenspiel mit Vanadium. Smaragde aus Sambia besitzen tiefgrüne Farben mit, wie bereits erwähnt, einem typischen Blauton, der durch die Anwesenheit von zusätzlichem Eisen erzeugt wird. Einige brasilianische Steine können ähnliche Farbtöne aufweisen.
Einschlüsse sind bei Smaragden die Regel und im Handel prägte sich hierfür der Begriff „Jardin“ für die Einschlussbilder, die an Gärten erinnern. Charakteristisch sind hierbei Dreiphaseneinschlüsse, die für kolumbianische Smaragde herkunftsspezifisch sind. Eine Besonderheit unter den kolumbianischen Smaragden stellen die sogenannten Trapiche-Smaragde dar. Es handelt sich um spezielle Kristallbildungen mit einer sternförmigen, sechszähligen Anordnung von Einschlüssen.

Schon vor 2000 Jahren wusste man die Qualität von rissigen Steinen durch Ölen zu verbessern. In Kolumbien verwendete man traditionell Zedernholzöl, um Risse unkenntlich zu machen und zu verhindern, dass Schmutzpartikel in die offenen Risse eindringen können. Heute werden Kunstharze, zum Teil mit herkömmlichen farblosen Ölen gemischt, verwendet, um eine permanente und stabilere Behandlung zu gewährleisten.

Grün ist die Farbe der Hoffnung und Smaragde stehen für Glück, Ehrlichkeit und Hoffnung. Schon die Römer wiesen dem Smaragd besondere Kräfte zu. Sie glaubten er ändere die Farbe, wenn man nicht die Wahrheit sagt. Smaragd ist der Stein des Monats Mai.

Ein berühmter Smaragd ist der 217,8 Karat schwere Mogul-Emerald, der reich mit Blumenmustern sowie mit Gebetstexten verziert ist, die u.a. beinhalten, dass der Besitzer unter Schutz von Gott steht. Viele berühmte Smaragde sind bis zu mehrere kg schwere Rohkristalle aus Kolumbien, Sambia oder Madagaskar, die in Museen ausgestellt sind oder sich in Privatbesitz befinden. Der größte Kristall wurde 2009 in einem Flussbett in Madagaskar gefunden und wiegt 6,8 kg. Die größte Smaragdstufe stammt aus Brasilien. Sie besteht aus zahlreichen Kristallen, wiegt 341 kg und wurde 2001 entdeckt. Der neuste Fund eines außergewöhnlichen, 1,5 kg schweren, Smaragdkristalls, erfolgte im Juli 2021 in der Kagem-Mine in Sambia. Er erhielt den Namen Chipembele, die lokale Bezeichnung für ein Rhino (Nashorn).
Schmuck mit Smaragden ist in vielen königlichen und fürstlichen Schatzkammern zu finden, u.a. im Kronschatz von England und Iran. Alte gravierte Steine finden sich in den Schätzen der indischen Mogule.
Berühmt wurde der Stern von Atocha, ein geschliffener kolumbianischer Smaragd von 12,72 ct. Der Rohstein mit einem Gewicht von 25,87 ct. war Teil der Fracht der spanischen Galeone Nuestra Senora de Atocha, die 1622 auf dem Weg nach Spanien vor Florida in einem Hurrikan gesunken war. Das Wrack wurde 1985 gefunden und die Ladung geborgen, darunter viele Rohsmaragde aus den Minen Kolumbiens.

 

TS orange braun spink SaphirTrapiche-Smaragd aus Kolumbien.

 

Das wohl berühmteste Smaragdschmuckstück überhaupt ist die Bulgari Brosche von Elizabeth Taylor, die sie von Richard Burton als Hochzeitsgeschenk erhielt und auch 1964 bei ihrer Hochzeit trug. In die Brosche ist ein circa 18karätiger kolumbianischer Smaragd eingesetzt, umgeben von 12 tropfenförmig geschliffenen Diamanten. Als die Brosche 2011 mit ihrer Sammlung bei Christies versteigert wurde, erzielte sie einen Auktionserlös von 6.578.500 US$ und hält damit bis heute den Rekord für das teuerste Smaragdschmuckstück.
Einer der feinsten Smaragde, der in den letzten Jahren versteigert wurde, ist der „Rockefeller Emerald“, ein kolumbianischer, augenreiner, gänzlich unbehandelter Smaragd von 18,04 ct. Er wurde 1930 von den Rockefellers in einer Brosche gekauft und später in einen Ring eingesetzt. 2017 wurde er bei Christies versteigert und erzielte einen Verkaufspreis von 5,5 Millionen US$, was 300.000 US$ per Karat entspricht.

 

Autoren

Dr. Ulrich Henn & Dr. Tom Stephan, DGemG
© 2022

  

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