In diesem Jahr feiert das Ausbildungszentrum der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft e.V. sein 50jähriges Bestehen. Im Rahmen der Vorbereitungen auf dieses Jubiläum nutzten wir die Gelegenheit, mit vielen Alumni wieder in Kontakt zu treten – und ihre Kommentare und Geschichten bestätigen, wie wichtig ihre Zeit bei der DGemG hier in Idar-Oberstein für ihre berufliche Zukunft war. Über die nächsten Wochen und Monate werden wir die mit ihnen geführten Interviews über unseren Blog teilen, um angehenden Gemmologinnen und Gemmologen zu zeigen, wie vielfältig die beruflichen Möglichkeiten in der Schmuck- und Edelsteinbranche sind.
Wo arbeiten Sie?
Wir bei Hofer Antikschmuck in Berlin handeln mit historischen Schmuckstücken von der klassischen Antike bis zum Art Déco sowie mit ausgewähltem Vintage-Schmuck. Mit unserem Team aus Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern erforschen wir die Geschichten hinter den Objekten, ihre Rolle in Mode, Gesellschaft und Kultur und geben den historischen Schmuckstücken so die Gelegenheit, in der Gegenwart etwas über sich und ihre Zeit zu erzählen.
Was ist das Besondere an der Ausbildung bei der Gemmologischen Gesellschaft?
Die Entscheidung, meine Expertise als Kunsthistoriker durch die Ausbildung bei der Gemmologischen Gesellschaft zu ergänzen, hat sich als ein Glücksfall erwiesen – denn die hier vermittelten Inhalte ergänzen unsere Kenntnisse auf ideale Weise. Der für mich wichtigste und wertvollste Aspekt der Ausbildung in Idar-Oberstein ist dabei die konsequent gleichrangige Gewichtung von Theorie und Praxis. Der theoretische Teil, meist am Vormittag, gibt einen Überblick über die Eigenschaften der verschiedenen Steine, ihre Vorkommen, Behandlungen, Imitationen und Synthesen und die Möglichkeiten, diese zu erkennen. Für unsere Arbeit sehr nützlich war aber ebenso der historische Überblick über die Etappen der Geschichte ihres Abbaus und ihrer Verwendung. In früherer Zeit verbreitete, heute eher kuriose Artefakte wie Granat-Glas-Dubletten kamen dabei ebenso zur Sprache wie die neuesten Entwicklungen im Bereich der Diamantsynthesen.
Die praktische Untersuchung, meist am Nachmittag, erlaubt es, die zuvor theoretisch vermittelten Inhalte mit Mikroskop bzw. Lupe im Edelstein nachvollziehen zu können und so im Gedächtnis abrufbar zu machen. Die Kursleiterinnen und Kursleiter helfen hier mit großer Erfahrung und nicht weniger großer Geduld, die entscheidenden Strukturen in den vielen vor Ort vorrätigen Beispielsteinen zu erkennen und zu ordnen.
Das Programm der Ausbildung wirkt auf den ersten Blick sicherlich lang. Gerade die große Anzahl der im praktischen Teil betrachteten Beispiele hilft aber, eine Erfahrung und Sicherheit in der Bestimmung zu erreichen, die bei einer nur theoretischen oder online absolvierten Ausbildung unmöglich wäre. Im Alltag im Handel begegnen ja eben nicht nur prototypisch ideale Edelsteine, die bereits im Vergleich mit einer Abbildung alles über sich verraten würden. Die eigentliche Herausforderung ist es vielmehr, die Zweifelsfälle und unklaren Beispiele zu erkennen und einschätzen zu können. Und, nicht zuletzt, sich auch der Grenzen der verschiedenen Untersuchungsmethoden bewusst zu sein.
Lassen sich Ausbildung und Beruf kombinieren?
Ich habe Idar-Oberstein in Etappen von meist zwei Wochen besucht, um Arbeit und Ausbildung kombinieren zu können. Die klar strukturierten Inhalte der Ausbildung machen dies problemlos möglich. Und es erlaubt zugleich, immer mal wieder ein sonniges Wochenende im wunderbaren Nationalpark Hunsrück oder anderen Ausflugszielen in der Region zu verbringen. Mein Tipp: Die Jugendstilsammlung im Museum in Wiesbaden ist großartig, und ebenso lohnt sich ein Tagesausflug nach Metz!