Dr. Ulrich Henn übergibt Ende des Jahres 2023 nach mehr als 30 erfolgreichen Jahren die Geschäftsführung sowie die Leitung des Ausbildungszentrums der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft e.V. an seinen Nachfolger Dr. Tom Stephan.
Die Deutsche Gemmologische Gesellschaft (DGemG) wurde 1932 in Idar-Oberstein gegründet und gehört damit zu den ältesten und renommiertesten edelsteinkundlichen Gesellschaften weltweit. Seit 1975 unterhält die DGemG in der Professor-Schlossmacher-Straße 1 in Idar-Oberstein das Deutsche Gemmologische Ausbildungszentrum - Deutsches Berufsförderungswerk für Edelsteinkunde. Dabei handelt es sich um das einzige Vollzeit-Ausbildungszentrum für Gemmologie in Europa. Während seiner Zeit als Geschäftsführer und als Leiter des Ausbildungszentrums hat Dr. Ulrich Henn die Entwicklung der Gemmologie sowohl in Deutschland wie auch international maßgeblich beeinflusst. Ulrich Henn wurde 1957 in Idar-Oberstein geboren und hat 1977 am Gymnasium an der Heinzenwies die Allgemeine Hochschulreife erlangt.
Es folgte das Studium der Mineralogie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, in dessen Verlauf er sich bereits frühzeitig in Richtung Edelsteinkunde orientierte. Nach einem Studienaufenthalt in Sri Lanka im Jahre 1981 fertigte er eine Diplomarbeit mit dem Titel „Die Minerale der Edelsteinlagerstätte bei Ela hera - ein sedimentologischer, mineralogischer und geochemischer Beitrag" an und schloss das Studium 1983 mit der Diplom-Hauptprüfung ab. Am Institut für Geowissenschaften, Abteilung Mineralogie und Edelsteinforschung, der Universität Mainz verfasste Henn die Arbeit „Vergleichende chemische und optische Untersuchungen an Chrysoberyllen verschiedener Lagerstätten", mit der er 1985 im Fachbereich Geowissenschaften der Johannes-Gutenberg Universität Mainz mit „magna cum laude" zum Dr. rer. nat. promoviert wurde.
Im selben Jahr wurde er Dozent im Ausbildungszentrum der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft, 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung (DSEF) - Karl-Schlossmacher-Stiftung, und er übernahm die verantwortliche wissenschaftliche Leitung wirtschaftsnaher Forschungsprojekte, die vom Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz gefördert wurden. Die Aufgabenstellung dieser Projekte umfasst die Unterscheidung natürlicher Edelsteine und synthetischer Steine sowie die Erkennung künstlicher Eigenschaftsveränderungen von Edelsteinen. Im Rahmen dieser Projekte (1986-93) gelang die Institutionalisierung der Edelsteinforschung am Standort Idar-Oberstein. Es konnten mehrere wissenschaftliche Großgeräte für das Labor in der Professor Schlossmacher-Straße angeschafft werden, das später erheblich erweitert werden konnte. 1992 wurde Ulrich Henn Geschäftsführer der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft (DGemG) sowie der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung (DSEF). Von 1992 bis 1996 leitete Henn beide Institutionen, und war in Personalunion verantwortlich für die Weiterentwicklung des Labors der DSEF und des Ausbildungszentrums der DGemG.
1996 übergab Dr. Ulrich Henn die Geschäftsführung der DSEF an Dr. Claudio Milisenda, um sich zukünftig ganz auf die Aufgaben als Geschäftsführer der DGemG und Leiter des Ausbildungszentrums der DGemG zu konzentrieren.
Zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden der DGemG, Prof. Dr. Hermann Bank, war Dr. Henn der Motor für die Gründung der ,,Federation for European Education in Gemmology (FEEG)" 1996. In den Jahren 2000 bis 2016 hat Ulrich Henn als Vice Chairman bzw. Chairman der FEEG entscheidende Impulse in Richtung einer harmonisierten gemmologischen Ausbildung auf europäischer Ebene geben können.
Ulrich Henn hat die Entwicklung, Planung und Durchführung aller gemmologischen Seminare sowie des gesamten Aus- und Weiterbildungsprogramms der DGemG so organisiert, dass eine regelmäßige Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 über eine unabhängige Zertifizierungsstelle erfolgt.
Seit 1989 ist Henn Mitglied der „International Gemmological Conference (IGC)" und hat gemeinsam mit Professor Bank und Dr. Milisenda die Konferenzen in Idar-Oberstein 1997 sowie mit Prof. Dr. Henry Hänni die Konferenz in Namibia 2017 organisiert. Die Erfahrungen als Dozent in den Seminaren der DGemG, für dessen ständige Weiterentwicklung er bis heute verantwortlich zeichnet, hat er als Autor mehrerer Fachbücher, die zu den Standardwerken der deutschsprachigen Ausbildung auf dem Gebiet der Gemmologie gehören, einem breiten Fachpublikum weitergegeben.
Seit dem Jahre 1987 ist er verantwortlicher Schriftleiter der „Zeitschrift der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft", die 1995 in ,,Gemmologie" umbenannt wurde. Ulrich Henn selbst hat für in- und ausländische Fachzeitschriften viele Beiträge verfasst, deren Zahl im hohen dreistelligen Bereich liegt, und ist Mitglied im Peer Review Board des „Journal of Gemmology", das von der ,,Gemmological Association of Great Britain - GemA" herausgegeben wird. In Anerkennung seiner herausragenden Leistungen in der Gemmologie erhielt er 2014 die „Fellowship" der „Gemmological Association of Great Britain (FGA)". Von 1987 bis 1999 war er Lehrbeauftragter im Fach Mineralogie an der Fachhochschule Rheinland-Pfalz, Fachbereich Edelstein- und Schmuckdesign in Idar-Oberstein und erhielt 1995 einen Lehrauftrag an der Universität Heidelberg.
Dr. Ulrich Henn hat im Laufe seiner Karriere die DGemG auf nationalen und internationalen Messen, Symposien und Kongressen in Belgien, Brasilien, China, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien, Litauen, Namibia, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Schweiz, Spanien, Sri Lanka, Thailand, USA und Vietnam sowie auf wissenschaftlichen Kolloquien an zahlreichen Universitäten und Hochschulen im In- und Ausland vertreten. Neben der globalen Vernetzung, die für eine erfolgreiche Tätigkeit in der Gemmologie unerlässlich ist, hat er stets auch den lokalen Aspekt seiner Arbeit betont. Der Bezug zum Ursprung unserer Idar-Obersteiner Edelsteinbranche, den Achatvorkommen im Saar-Nahe-Gebiet und speziell den Vorkommen rund um Idar-Oberstein, ist ihm sehr wichtig. Viele hochkarätig besetzte internationale Besuchergruppen haben die lokale Geologie der Achatvorkommen unter seiner fachkundigen Führung erkundet. Im wissenschaftlichen Beirat des Fördervereins Steinkaulenberg ist er seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert.
Heute gehört Dr. Ulrich Henn zu den international führenden Mineralogen auf dem Spezialgebiet der Gemmologie. Die Deutsche Gemmologische Gesellschaft, aber auch die internationale Gemmologie verdanken ihm viel. In den kommenden Jahren wird Dr. Ulrich Henn nicht mehr in die Zwänge des täglichen Routinebetriebes eingebunden sein und kann sich ganz auf eine forschende und publizierende Tätigkeit konzentrieren - in einem zeitlichen Rahmen, der ihm auch genügend Raum für Aktivitäten außerhalb der Gemmologie lassen wird.
Der Autor dieser Zeilen dankt Dr. Ulrich Henn persönlich für eine fast 25-jährige enge und freundschaftliche Zusammenarbeit, die besser nicht hätte sein können, und freut sich auf die weiteren gemeinsamen gemmologischen Projekte für die DGemG. Ad multos annos, lieber Uli!
Autor
Dr. Thomas Lind, Präsident DGemG
Der erste Druck dieses Beitrags erschien im Heimatkalender 2024 herausgegeben von der Kreisverwaltung Birkenfeld im November 2023.