Im November 2023 fand in Tokyo, Japan, die 37. International Gemmological Conference (IGC) statt. Diese Konferenz ist eine der ältesten und bis heute wichtigsten internationalen gemmologischen Konferenzen, zu der in Abständen von zwei Jahren führende Gemmologinnen und Gemmologen aus aller Welt eingeladen werden, um neueste Forschungsergebnisse zu präsentieren und sich über aktuelle Entwicklungen in der Gemmologie auszutauschen.
Die IGC wird in der Regel von gemmologischen Exkursionen im Gastgeberland begleitet. In Japan hatten interessierte Teilnehmer die Möglichkeit, während der Vorexkursion Fundstellen von Jadeit-Jade und Jade-Museen zu besuchen, während die Nachexkursion zur berühmten Mikimoto-Insel mit ihren Akoya-Perlfarmen führte. Die Konferenz wurde am 23. Oktober in der Ueno Seiyoken Hall in Tokyo vom Organisationskomitee eröffnet. Neben den Delegierten und Beisitzern der IGC konnten am Eröffnungstag auch Gäste und Interessierte aus der japanischen Schmuck- und Edelsteinbranche teilnehmen, sich in sechs Fachvorträgen über aktuelle Entwicklungen informieren und mit den anwesenden Delegierten austauschen.
Vom 24.-27. Oktober fand der wissenschaftliche Austausch der Delegierten und Beisitzer im National Museum of Nature and Science (Tokyo) statt. Aktuelles aus der Forschung wurde in 49 Fachvorträgen sowie zwei Postern präsentiert. Dr. Tom Stephan, seit Anfang des Jahres Geschäftsführer der DGemG, präsentierte Möglichkeiten zum Nachweis einer künstlichen Bestrahlung von Morganiten, eine Arbeit die aus einer Kooperation mit der Technischen Universität München resultiert. Dr. Claudio C. Milisenda, Geschäftsführer der DSEF, stellte in seinem Vortrag farbwechselnde Paraiba-Turmaline aus Brasilien vor. Bei beiden Thematiken handelt es sich um Erstbeschreibungen. Zum Vortrag von Dr. Stephan wird in der Sommerausgabe unserer Zeitschrift ein Beitrag erscheinen, zu Dr. Milisendas Vortrag einer in der Winterausgabe. Mehr Informationen zur Konferenz, sowie die Abstracts der Vorträge können über die IGC-Website abgerufen werden. Der Beitrag von Dr. Milisenda findet sich auf S. 83, der von Dr. Stephan auf S. 123 des Abstract-Books.
Eines der Highlights während der Konferenz war die Ausstellung des „Argyle Library Eggs“ im National Museum. Das Argyle Library Egg wurde von Paul Kutchinsky designt und von sechs Handwerksmeistern in 7000 Arbeitsstunden 1990 fertiggestellt. Seitdem wurde es in Ausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt. Es ist 70 cm hoch und aus 15 Kilogramm 18-karätigem Gold sowie 24.000 Diamanten hergestellt. In der Summe enthält es 435 ct Diamant, wovon 350 ct pinke Diamanten aus der Argyle Mine in Australien stammen. In der 1991er-Ausgabe des Guinnessbuch der Rekorde wurde es als das „größte und wohl durchdachteste ‚Osterei‘ “ bezeichnet. Das Argyle Library Egg wurde kürzlich an das National Museum gespendet und steht nun zu Forschungszwecken und für Ausstellungen zur Verfügung.
Zudem konnte ein privates Jademuseum besucht werden, in dem herausragende Jadeit- und Nephritobjekte aus Vorkommen aus aller Welt ausgestellt wurden. Ein besonderes Highlight war ein gesamtes aus Jade gefertigtes Badezimmer.
Am 27. Oktober wurde die IGC mit einem Live-Sushi-Mittagessen beendet. Während der Abschlussveranstaltung wurde über den nächsten Austragungsort abgestimmt: Die 38. IGC wird im Herbst 2025 in Griechenland stattfinden.
Im Anschluss an die Konferenz nahmen Dr. Milisenda und Dr. Stephan noch an einer Tour in die Stadt Kofu teil. In Kofu befindet sich der größte Teil der edelstein- und schmuckverarbeitenden Betriebe Japans. Nach einer Übernachtung direkt am Fuße des Mt. Fuji ging es am ersten Tag der Tour nach einem Zwischenstopp in einem Kimono-Museum nach Kofu. Als erstes wurde GSTV besucht, der Hauptsponsor der Konferenz und einer der größten Teleshoppingsender Japans. Eindrucksvoll von Dr. Ahmadjan Abduriyim demonstriert, konnten dort die Abläufe in der Schmuckherstellung nachvollzogen werden.
Anschließend wurde das Furuya-Museum (Stone Cameo Museum) besucht – ein Highlight für alle Teilnehmer, besonders jedoch für die Idar-Obersteiner: Auf zwei Stockwerken findet sich dort die wohl weltweit größte Ausstellung von Großkameen, beinahe ausschließlich von Meistergraveuren aus und um Idar-Oberstein gefertigt. In diesem Zuge sei erwähnt, dass jeder Teilnehmer der IGC zur Begrüßung eine Brosche mit einem gravierten Lagenstein erhielt, in welchem im Hintergrund der Mt. Fuji, im Vordergrund das IGC-Logo graviert ist. Das Original hierzu wurde von Gerhard Schmidt, einem Idar-Obersteiner Graveur der auch neun Jahre in Japan gearbeitet hat, entworfen und graviert.
Am späten Nachmittag wurde im Stadtzentrum Kofus ein Mineralien-, Edelstein- und Schmuckmuseum und im Anschluss eine Samurai-Parade besucht. Am Abend konnten sich die Teilnehmer bei einer Abschlussfeier mit Vertretern der Schmuck- und Edelsteinbranche der Präfektur Kofu austauschen, bevor es am nächsten Tag zurück nach Tokyo ging.