Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

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Alexandrit im Tageslicht (links) und im Glühlampenlicht (rechts).

Der Alexandrit ist eine sehr seltene Varietät des Minerals Chrysoberyll. Der erste Fund von Alexandrit erfolgte angeblich am 17. April 1833 bei der Smaragdprospektion in der Stretensky-Mine im russischen Ural. Es war der Tag der Großjährigkeitserklärung des späteren Zaren Alexander II. (1818-1881), nach dem der neue Edelstein von dem finnischen Bergwerksdirektor Nils Gustav Nordenskiöld 1842 seinen Namen erhielt.

Die Bestimmung als Chrysoberyll erfolgte 1834 durch Franz von Wörth bzw. Nils Gustav Nordenskiöld. Oftmals umschrieben als „Smaragd bei Tag, Rubin bei Nacht“ ist die herausragende Eigenschaft des Alexandrits sein Farbwechsel (Changieren) von grün im Tageslicht zu rot im Glühlampenlicht. Die Farben grün und rot sind in der Fahne des zaristischen Russlands enthalten, was den Alexandrit zum damaligen Nationalstein machte.

 

Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Alexandrit-Kristall: Drilling.

 

Die Ursache des Farbwechsels, der auch als Alexandrit-Effekt bezeichnet wird, liegt in den besonderen strukturellen und chemischen Eigenschaften der chromhaltigen Chrysoberyll-Varietät. Eine starke Verzerrung der mit Cr3+ besetzten Oktaederlücken im Kristallgitter des Alexandrits erzeugt eine breite Absorption im Gelbbereich des Spektrums, sowie eine zweite Bande im Blau/Violett. Es entsteht jedoch keine Mischfarbe, sondern je nach der spektralen Zusammensetzung des Lichtes eine rote oder grüne Farbe. 

Tageslicht besitzt einen geringeren Rotanteil im Gegensatz zum Glühlampenlicht. Daher erscheint der Alexandrit im Tageslicht grün und im Glühlampenlicht rot.

 

 Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1

 

Chrysoberyll und somit auch die chromhaltige Varietät Alexandrit besitzt eine weitere Besonderheit und zwar hinsichtlich ihrer Kristallform. Typische Bildungen sind Zwillingskristalle, speziell Drillinge. Die Durchdringung von drei Kristallindividuen täuscht dann bei der orthorhombischen Mineralart eine sechsseitige und somit hexagonale Symmetrie vor. 

Russische Alexandrite finden sich in vielen berühmten Museen und Sammlungen der Welt. Das Naturhistorische Museum in Wien besitzt eine 1842 erworbene, außergewöhnliche Stufe mit bis zu 5 cm großen Kristallen, 1890 kam ein facettiert geschliffener Stein mit einem Gewicht von 12,78 ct. hinzu, der in einem Ring gefasst ist. Weitere herausragende Exponate befinden sich im mineralogischen Museum in Ekaterinenburg, im Fersman Museum in Moskau und im British Museum of Natural History in London.

 

                               Abbau in einem sekundären Vorkommen in Sri Lanka (Ceylon). Foto: G. Zoysa.

 

P1060379Tagebau der Hematita-Mine in Minas Gerais, Brasilien. Foto: J. Schnellrath.

 

Alexandrite werden auch in den Edelsteinseifen Sri Lankas (Ceylon) angetroffen. Im Vergleich zu den russischen Steinen ist der Farbwechsel meist nicht so ausgeprägt und Exemplare mit gutem Changieren sind selten. Interessanterweise sind aber relativ große transparente Kristalle über 60 Karat bekannt geworden, der größer Kristall wog 1876 ct. Große geschliffene Alexandrite aus Sri Lanka mit einem Gewicht von 65,7 und 16,68 ct. finden sich in der Sammlung des Smithsonian Institute in Washington, USA und zwei 43 und 27, 5 ct. schwere Exemplare im British Museum in London.

Historisch bedeutende Schmuckstücke mit Alexandriten aus Russland und Ceylon finden sich in verschiedenen staatlichen sowie privaten Sammlungen, darunter auch Stücke aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts mit Alexandrit-Katzenaugen.

1987 wurde das reichhaltige Alexandritvorkommen von Hematita im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais entdeckt und von Bank et al. in der Zeitschrift der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft erstmals beschrieben.

Weitere Vorkommen Simbabwe, Tansania, Madagaskar, Indien

Heute erzielen Alexandrite bzw. Schmuck mit Alexandriten Spitzenpreise bei internationalen Auktionen.

 

 

Literatur

Bank, F. H., Bank, H. Gübelin, E. & Henn, U. (1987): Alexandrite von einem neuen Vorkommen bei Hematita in Minas Gerais, Brasilien.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 36, 121-131.

Henn, U. (2013): Praktische Edelsteinkunde.- 3. Aufl., Idar-Oberstein, Deutsche Gemmologische Gesellschaft.

Kozlov, Y. S. (2005): Alexandrite.- Moskau, Nauka Publishers.

Schmetzer, K. 2010): Russian Alexandrites.- Stuttgart, SchweizerbartScience Publishers.

 

Autoren

Dr. Ulrich Henn und Dr. Tom Stephan, DGemG
© 2022

 

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