Der Name Spinell kann bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Erste Erwähnung fand er 1533 bei C. Leonardi, und Georg Agricola (1494-1555) schrieb in „De Natura Fossilium“: „Zeigt Karfunkel ein herrliches Rot und einen prachtvollen Glanz, so nennt man ihn Spinell“.
Der Ursprung des Namens kann auf das griechische spinther = Funke, wegen der „feurigen“ roten Farbe oder das lateinische spina = Dorn, Spitze, was wahrscheinlich auf die Oktaederform der Kristalle hindeutet, zurückgeführt werden. Manche Spinell-Oktaeder sind so perfekt, dass in Myanmar (Burma) gesagt wird sie seien „nat thwe“, „von Geistern poliert“.
Im Mittelalter wurde die Bezeichnung Carbunculus (Karbunkel, Karfunkel) für rote Steine verwendet und bei Albertus Magnus (1193-1280) findet sich die Zuordnung Rubinus für den heutigen Rubin, Granatus für den roten Granat und Balagius für den roten Spinell. Letzteres führte zu der Bezeichnung Balasrubin, die speziell für rote Spinelle aus Badakhshan verwendet wurde.
Das alte Badakhshan, im heutigen Grenzgebiet des nördlichen Afghanistans zu Tadschikistan gelegen, ist Herkunft berühmter roter Spinelle, die lange Zeit als „Rubine“ angesehen wurden. Hierzu gehören der Samarian Spinel (500 ct, persische Kronjuwelen), der „Rubin“ Katharina der Großen (398,72 ct, Zarenkrone), der „Timur Ruby“ (352,50 ct) und der „Black Prince´s Ruby“ (ca. 140 ct), beide Bestandteil der britischen Kronjuwelen sowie der Katharinen-Spinell (146,43 ct).
Die Tatsache, dass rote Spinelle über Jahrhunderte als „Rubine“ bezeichnet wurden, hat mehrere Gründe. Zum einen sind sie farblich sehr ähnlich, was im Übrigen auch bei blauem Spinell und Saphir der Fall ist, und zum anderen werden sie in den gleichen Vorkommen angetroffen, und zwar aufgrund vergleichbarer Bildungsbedingungen. Zudem war man vor 1800 nicht in der Lage die beiden Mineralarten kristallchemisch zu unterscheiden.
Auch heute sind es insbesondere die roten Spinelle, die gefragt sind, speziell leuchtend rote Exemplare mit kräftiger Fluoreszenz, die vorzugsweise in China als „Jedi-Spinelle“ vermarktet werden, in Anlehnung an die roten Laserschwerter der Star-Wars-Filme.
Die rote Farbe ist auf Spuren von dreiwertigem Chrom zurückzuführen. Bedeutende Vorkommen befinden sich neben Tadschikistan (früher Badakhshan) in Myanmar (Burma), Tansania, Vietnam und Sri Lanka (das ehemalige Ceylon).
Neben der leuchtenden roten Farbe erzeugen Spuren von Chrom ein breites Spektrum von Rosa-, Pink-, Orange- und Purpurtönen, zusammen mit Eisen die besonderen malven- oder lavendelfarbenen Spinelle, die meist aus Sri Lanka oder Myanmar (Burma) stammen. Die Farbtöne werden im Handel als „Crimson“ (purpur), „rosenrot“ (pink bis pinkorange) und karmesinrot (purpur-rot) bezeichnet.
Die zweite typische Farbe von Spinellen ist Blau und ist auf Eisen als Spurenelement zurückzuführen. Attraktive leuchtendblaue Farben werden durch zweiwertiges Kobalt erzeugt. Herkunft solcher Kobalt-Spinelle ist Sri Lanka, Vietnam und neuerdings auch Tansania. Im Handel wird die Farbe solcher Steine als „neon electric blue“ oder „denim blue“ bezeichnet.
Die Nachfrage nach Spinellen, insbesondere leuchtend rote und blaue Steine, ist in den letzten Jahren gestiegen. Augenreine Steine über 10 ct Gewicht und sind extrem selten. Auch auf Auktionen machen Spinelle auf sich aufmerksam. Der berühmte, leuchtend pinkfarbene Hope Spinell (50,13 ct) erzielte 2015 bei Bonhams in London einen Preis von £ 962.500 (€1.125.785). 2019 fand bei Christie´s in New York ein Collier aus dem 17. Jahrhundert mit 7 roten Spinellen, Perlen und einem Smaragd für über 3 Millionen US$ einen neuen Besitzer.
Autoren
Dr. Ulrich Henn und Dr. Tom Stephan, DGemG
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