Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

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Deutsche Gemmologische Gesellschaft e.V.
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Für alle Beiträge behält sich die Deutsche Gemmologische Gesellschaft (Deutsche Gesellschaft für Edelsteinkunde) e.V. sämtliche Rechte vor, insbesondere die des Nachdrucks, der Übersetzung in andere Sprachen und der photomechanischen Wiedergabe. Die veröffentlichten Beiträge stellen – soweit namentlich bezeichnet – die Auffassung der Autoren dar und geben nicht notwendig die Meinung von Herausgeber und Schriftleitung wieder. (Content of this journal may not be reproduced in any form without the permission of the German Gemmological Association. Opinions expressed do not necessarily reflect the views of the Association.)

 

 Abb 2 2Ein naturfarbener Tansanitkristall von ca. 50 g. Foto: T. Stephan, DGemG.

 

Vielfach wird er als „Stein des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet, da Tansanit 1967 entdeckt und zum ersten Mal ein natürlicher „Ersatz“ für das Blau des Saphirs bekannt wurde. GÜBELIN & ERNI (1999) bezeichnen ihn als „Blauen Patrizier aus Afrika“ und bemerken: „Unter allen Neuheiten, die sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Herzen der Menschen eroberten, war kein Edelstein auch nur annähernd so erfolgreich wie der Tansanit.“

Über seine Entdeckung werden viele Geschichten erzählt, u.a. die Folgende:

Ein indischer Schneider namens Manuel de Souza hatte schon seit seiner Kindheit davon geträumt, einmal den Fund zu tun, der ihn zum reichen Mann und sorgenfrei machen würde. Oft streifte er durch den Busch zwischen Arusha und Moshi im Norden Tansanias. So war er auch im Juli 1967 unterwegs und verirrte sich. Plötzlich traf er ein paar Massaihirten und setzte sich zu ihnen ans Feuer. Sie fragten ihn, was er im Busch suche, und er erzählte ihnen von seinen Träumen. Einer der Hirten zog plötzlich einen kleinen Stein aus dem Gürtel und fragte Manuel: „Suchst Du so etwas?“ Der Stein war tiefblau und funkelte in der Abendsonne und ließ Manuels Herz bis zum Halse klopfen: er dachte - ein Saphir -. „Gibt es hier Saphire?“ Er fragte den jungen Hirten: „Wo hast Du ihn gefunden?“ Dieser sah seine Gefährten an und nach einiger Zeit sagte der Anführer: „Er ist ein alter Mann, möge ihm am Ende seines Lebens die Sonne des Glücks leuchten, führe ihn hin.“ Die beiden zogen los, ein beschwerlicher Weg, oft versperrt von riesigen umgestürzten Bäumen, von denen die Massai glaubten, wütende Götter hätten sie aus der Erde gerissen. Die ganze Nacht waren sie unterwegs, die Haut wurde von Dornen blutig aufgerissen. Moskitos stachen sie, sie stürzten über Schlingpflanzen. Aber alle Mühe lohnte sich, denn mit dem ersten Morgensonnenstrahl kamen sie an eine Senke, auf deren Grund viele blaue Steine im Sonnenlicht glitzerten. „So viele Saphire“ dachte der Schneider. Aber er hatte genug Realismus, dass er sein Messer nahm und mit der scharfen Spitze einen der blauen Steine zu ritzen versuchte und siehe da, er ließ sich ritzen. „Also doch keine Saphire, aber was ist es dann“, wandte er sich an den Massai. Doch dieser war bereits im Busch verschwunden. Da sich Manuel mit dem Gesetz auskannte, steckte er ein Claim ab und ging zur Bezirkshauptstadt Moshi, um seinen Claim eintragen zu lassen. Da es sich nicht um Saphir handelte, mussten Geologen bzw. Mineralogen bzw. Gemmologen die Identität feststellen.


Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1  Blick auf das Tansanitvorkommen, in dem heute bis in einer Tiefe von über 1000 m untertage abgebaut wird (links). Im rechten Bild sind die Förderanlagen zu sehen. Fotos: U. Henn, DGemG.

 

Zuerst vermutet man, dass es sich um Cordierit oder Dumortierit handeln könnte, doch wissenschaftliche Untersuchungen an der Universität Heidelberg (BANK et al., 1967) bestimmten das Material als Zoisit, ein Sammlerstein, der bis dahin kaum Bedeutung besaß.
Die Firma Tiffany in New York kaufte die ersten Exemplare und der damalige Vicepresident H. Platt sagte, die Steine sind wunderschön aber der Name ist unmöglich: „Zoisit klingt zu sehr wie suicide (= Selbstmord) und das hindert abergläubische Menschen daran, sie zu kaufen.“ Daher schlug er den Namen Tansanit vor, der dem einzigen Land, das kommerziell bedeutende Mengen dieser Varietät liefert, durch die Benennung eine Ehre erwies. Innerhalb kurzer Zeit wurde der Tansanit sehr gefragt.

Der Finder, der Schneider Manuel de Souza aus Arusha, erzählte zu viel über die Steine und daher kamen viele Edelsteinsucher und Händler und erzielten mit dem neuen Stein gute Geschäfte. Eigentlich hätte er zum „steinreichen“ Mann werden müssen, aber er meinte, sie hätten ihn alle bestohlen. Seine Entdeckung zerrann ihm zwischen den Fingern und er begann wieder auf seiner schön verschnörkelten alten Nähmaschine zu arbeiten und sagte: „Ich habe die schönen blauen Steine gefunden; man hat sie mir weggenommen; ich habe niemals jemandem etwas weggenommen, nur der Erde; vielleicht waren mir die Erdgeister deswegen böse und haben mich gestraft.“

Markenzeichen des Tansanits ist seine tiefblaue Farbe, die von ultramarinblau über saphirblau hin zu einem Violettblau reicht. Verantwortlich für die Farbe ist Vanadium. Typisch ist auch sein kräftiger Pleochroismus, d.h. er zeigt verschiedene Farben in unterschiedlichen Richtungen, und zwar blau, rötlich-violett und gelblich-braun. Durch Hitzebehandlung kann bei einem Großteil der Rohware ein störender gelblich-brauner Farbton in blau umgewandelt und somit eine attraktivere Farbe erzeugt werden.

Einzigartig ist das Vorkommen in den Merelani Hills im Norden Tansanias, nahe des Kilimanjaros. Das Minengebiet besitzt eine Fläche von ca. 7 x 1,2 km und aktuell wird bis in eine Tiefe von über 1000 Metern untertage abgebaut.

 

 Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Feine Tansanite mit blauer (links, ca. 14 ct) und violetter (rechts, ca. 12 ct) Körperfarbe. Fotos: T. Stephan, DGemG.

 

Im Jahr 2002 wurde ein 3,37 Kilogramm schwerer Kristall entdeckt, der den Namen „Maenzi Tanzanite“ enthielt. Ein unglaublicher Fund wurde 2020 in der Mine von Saniniu Laizer und seinem Team gemacht. Er entdeckte zwei Riesenkristalle von 9,4 und 5,8 Kilogramm Gewicht, die er für 3,4 Millionen US$ an die tansanische Regierung verkauft hat.

Eines der größten geschliffenen Exemplare ist der Namunyak Tanzanite (423,56 ct).

 

Literatur
BANK, H., BERDESINSKI, W. & NUBER, B. (1967): Strontiumhaltiger trichroitischer Zoisit in Edelsteinqualität.- Z. Dt. Ges. Edelsteinkunde, Heft 61, 27-29.
GÜBELIN, E. & ERNI, F.-X. (1999): Edelsteine – Symbole der Schönheit und der Macht.- Königsbach-Stein, Verlag Hans Schöner.

 

Autor

Dr. Ulrich Henn, DGemG
© 2023

 

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