Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

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Kunzit und Hiddenit (Bildbreite 5 cm). Sammlung: DGemG; Foto: Q. Wang, DGemG.

Der brasilianische Mineraloge José Bonifácio de Andrada e Silva (1763 - 1838) beschrieb 1800 erstmals das Lithium-Mineral aus Funden von der schwedischen Insel Utö und benannte es Spodumen, nach dem griechischen spodumenos = zur Asche verbrannt.

Synonym ist der von dem französischen Mineralogen René-Just Haüy 1801 eingeführte Mineralname Triphan, der insbesondere in der französischen Literatur bis ins 20. Jahrhundert Verwendung fand. Der Name bedeutet im Griechischen „drei Aspekte“ bzw. „erscheint dreifach“ und bezieht sich auf den ausgeprägten Pleochroismus (Trichroismus, d.h. Dreifarbigkeit: drei Farben in drei verschiedenen Richtungen) bzw. die Spaltbarkeit des Minerals in drei Richtungen. Gelegentlich wird diese Bezeichnung in USA noch heute insbesondere für gelbliche Spodumene verwendet.

1879 entdeckte der amerikanische Mineraloge William Earl Hidden (1853 -1918) in Alexander County, North Carolina durchsichtige grüne Spodumenkristalle, die 1881 nach ihm die Varietätsbezeichnung Hiddenit erhielten. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hielt sich im Handel jedoch der Name „Lithiumsmaragd“ bzw. „Lithionsmaragd“ für diesen neuen Edelstein, der zumeist auf dem amerikanischen Markt als Schmuckstein Verwendung fand. Unter anderem schrieb Cornelio August Dölter 1893 in seiner in Leipzig erschienenen Edelsteinkunde: „Das Mineral hat eine sehr schöne, mitunter nahe zu dem Smaragd gleichkommende Farbe, daher der Name Lithiumsmaragd, obgleich es mit Smaragd sonst keine Verwandtschaft hat.“

Die rosa- bis violettfarbene Spodumenvarietät Kunzit wurde 1902 ebenfalls in den USA, und zwar in Pala, Kalifornien entdeckt und nach dem amerikanischen Mineralogen und Gemmologen George F. Kunz (1856 -1932) benannt. Entsprechend der alten Bezeichnung „Lithionsmaragd“ für Hiddenit findet man in älteren Lehrbüchern den Namen „Lithionamethyst“ für die Varietät Kunzit.

Spodumen (LiAlSi2O6) ist ein wichtiger Lithiumlieferant für die Industrie und wird in Pegmatiten angetroffen, in Form großer prismatischer Kristalle, die nicht selten eine Länge von über einem Meter aufweisen. Der größte Spodumenkristall wurde in einem Pegmatit in South Dakota, USA entdeckt und wog fast 30 Tonnen und hatte eine Länge von über 14 Metern.

 

Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Spodumenkristalle in beträchtlichen Größen, aufgenommen im Deutschen Edelsteinmuseum in Idar-Oberstein (links), sowie in Brasilien (Mitte und rechts). Fotos: U. Henn, DGemG.

 

Anfänglich war Amerika der einzige Lieferant von schleifwürdigem Spodumen. 1910 wurden Vorkommen in Madagaskar bekannt und in den 1930er Jahren in Brasilien sowie seit 1970 auch in Afghanistan. Heute kommen große Spodumenkristalle in Edelsteinqualität zumeist aus Brasilien (Araçuaí, Conselheiro Pena, Resplendor und Galileia) und Afghanistan (Nuristan). Klar durchsichtige Exemplare werden in Dimensionen von über 10 Kilogramm Gewicht angetroffen und Ausnahmestücke finden sich in Museen weltweit, wie z.B. ein Kunzitkristall von 15 Kilogramm im Deutschen Edelsteinmuseum in Idar-Oberstein.

Besondere Eigenschaften des Spodumens sind, wie bereits erwähnt, der meist deutliche Pleochroismus (Trichroismus) und die ausgeprägte prismatische Spaltbarkeit, die beim Schleifen in besonderem Maße berücksichtigt werden müssen. Die grüne Farbe des Hiddenits wird durch Spuren von Chrom erzeugt, das Pink, Pinkviolett bis Violett oder Bräunlich-Violett oder Bläulich-Purpur des Kunzits durch Mangan. Ist neben Chrom auch Eisen anwesend, entstehen gelblich-grüne bis gelbliche Farben. Farblose Spodumene sind seit den 1970er Jahren im Handel.

Der größte geschliffene Kunzit, aufgeführt im Guinness Buch der Rekorde wiegt 3.051 Karat (610 Gramm). Berühmte Schmuckstücke sind u.a. ein Kunzitring, der sich im Besitz der US-Präsidentengattin Jacqueline Kennedy befand, ein Collier mit Ohrschmuck, genannt „Triphane“, mit Kunzit, Amethyst und Diamant in der ehemaligen Elizabeth Taylor Collection, und das „Picasso Kunzite Necklace“, entworfen von Paloma Picasso zum 150jährigen Bestehen von Tiffany.

 

Autor:

Dr. Ulrich Henn, DGemG
© 2023

 

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