Amethyst gehört zu den am längsten bekannten Edelsteinen und im Laufe der Geschichte bildeten sich viele Mythen und Legenden um den wohl begehrtesten Schmuckstein der Quarz-Gruppe. Seine Verwendung zu Schmuckzwecken lässt sich in Ägypten bis 3100 vor Chr. zurückverfolgen. Der Lieblingsstein der Pharaonen wurde zu Amuletten, Armbändern und Halsketten verarbeitet und als Grabbeigabe, speziell in Form von Skarabäen (Abb. 1A), in zahlreichen Königsgräbern entdeckt. Herkunft des Amethysts zur damaligen Zeit waren Gruben bei Assuan im südlichen Ägypten, dem einstigen Nubien.
Aus griechischer und römischer Zeit stammen Kameen und Intaglios aus Amethyst. Die alten Griechen und Römer glaubten, dass dieser Edelstein „die berauschenden Kräfte von Bacchus zerstreue“, worauf auch der Name zurückzuführen ist, griechisch amethyein = vor Trunkenheit bewahren. Man schätzte den Amethyst wegen seiner besonderen violetten bis rötlich-violetten Farbe. Im 37. Buch seiner Naturalis Historia erwähnt der römische Gelehrte Gaius Plinius Secundus um 50 n. Chr. „…das glänzende Purpur des Amathists…“. Als Fundorte zur damaligen Zeit galten Indien und Ceylon.
Im Alten Testament war Amethyst einer der zwölf Edelsteine, die die zwölf Stämme Israels darstellten. Im Mittelalter besaß der Amethyst eine große Symbolkraft für Königtum und Klerus, was bedeutende Insignien, darunter Kronen und Bischofsringe, dokumentieren. Amethyst zierte das Schwert Karl des Großen und ist auch in der deutschen Reichskrone verarbeitet. Er galt als Zeichen für Wissen und Wissenschaft. Weil er drei Farben in sich vereine, die von Purpur, des Veilchens und der Rose, verglich der heilige Isidor den Amethyst mit der heiligen Dreifaltigkeit.
Auch in der Renaissance besaß der Amethyst große Bedeutung, unter anderem für Gravuren (Abb. 1B). Leonardo da Vinci sagte einmal, dass Amethyst helfe, die Intelligenz zu beschleunigen und böse Gedanken loszuwerden. Neben den alten, bereits erwähnten Vorkommen fanden in alten Schriften zunehmend Sachsen und Böhmen Erwähnung, sowie Oberstein (heute Idar-Oberstein).
In seiner „Abhandlung über Edelsteine“ beschreibt Brückmann 1778 die große Bedeutung des Amethysts und unterscheidet den orientalischen Amethyst („… diejenigen violetten Edelsteine, welche von den Juwelirern für orientalische ausgegeben werden, sind eine Rubinart, welche stark in das Violette fällt, und daher violetter Rubin genannt wird.“) und den Occidentalischen aus Böhmen, Ungarn und Sachsen sowie Oberstein. In seiner Abhandlung findet auch Brasilien als Fundland von Amethyst bereits Erwähnung. Seine große Bedeutung spiegelt sich im Vergleich der violetten Quarzvarietät mit Rubin, aber auch Saphir. Die Entdeckung reichhaltiger Vorkommen im Laufe des 19. Jahrhunderts machten den Amethyst zu einem beliebten Edelstein, der nun nicht mehr nur wohlhabenden Käufern vorbehalten war.
Bis in die 1860er Jahre waren nach wie vor die Vorkommen in der Saar-Nahe-Region von gewisser Bedeutung, wie u.a. Kluge (1860) erwähnt: „ … Oberstein in Birkenfeld, in Blasenräumen von Mandelstein, … in Krystallen von besonderer Schönheit und Größe von unreiner blauer, dunkelviolblauer, seltener von schwärzlicher Farbe …“. Die Lieferungen aber aus Brasilien nahmen immer größeren Umfang an und führten dazu, dass Amethyst eine immer bedeutendere Rolle in der Idarer Schleifindustrie spielte (Anm.: bis 1933 waren Idar und Oberstein zwei selbstständige Städte). 1819 soll eine 75 Kilogramm schwere Amethystdruse aus dem Saar-Nahe-Gebiet nach London gebracht worden sein.
Große Bedeutung erlangte der Bundesstaat Bahia in Brasilien, wo große Mengen von Amethystkristallen in Spalten und Klüften in Quarziten angetroffen werden. Der Ort Brejinho das Ametistas wurde zum Inbegriff feiner Amethyste, deren violette Farbe häufig eine rötliche Nuance besitzt.
Die Amethyste aus den Geoden (Drusen) in den Achatfeldern von Rio Grande do Sul sowie aus Uruguay (Artigas) waren lange Zeit noch unbeachtet, fanden aber Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Bedeutung. In Amerika wurden die dunkelvioletten Steine als „Sibirische Amethyste“ bekannt, in Idar nannte man die typischen Kristallspitzen aus den Geoden „Sierra-Amethyste“. Die beste Qualität besaßen zu dieser Zeit jedoch die wirklichen „sibirischen Amethyste“ aus Russland, die zumeist auch dort geschliffen wurden.
Mit der Zeit wurden immer mehr Amethystvorkommen in Brasilien entdeckt, sowohl in Bahia und Rio Grande do Sul (Palmeira im Gebiet von Iraí, Ametista do Sul u.a.), aber auch in Goiàs (Marabá, Pau d´Arco), in Minas Gerais und Pará. Aus Minen in Rio Grande do Sul (Abb. 2) kommen Amethyst-Geoden (Abb. 3), die z.T. eine Größe von mehreren Metern aufweisen.
Für die Edelsteinbranche wichtige Amethystvorkommen befinden sich auch auf dem afrikanischen Kontinent, und zwar in Sambia und Namibia. Zahlreiche Vorkommen weltweit liefern schöne, z.T. einzigartige Amethyststufen, die im Mineralienhandel und bei Sammlern sehr beliebt sind. Die Größe der Kristalle macht den Amethyst auch zu einem beliebten Edelsteinmaterial für Graveure, z.B. für Tierfiguren und andere Objekte, die auf Auktionen bereits Höchstpreise erzielten.
Die violette Farbe der Amethyste (Abb. 4) wird durch Eisen (Fe4+-Farbzentren) verursacht und ist oft deutlich zoniert. Dies zeigt sich in Form von abwechselnd violetten und helleren bis farblosen Streifen oder dreieckigen Zonen. Je auffälliger die Farbzonierung, desto geringer die Qualität der Steine. Durch Hitze (ab ca. 350°C) verändert der Amethyst seine Farbe zuerst zu farblos und dann nach gelb (Citrin).
Amethyst war beliebt bei Königinnen und Kaiserinnen. Cleopatra, Katharina die Große und Josephine von Frankreich schätzten den violetten Edelstein und Amethystschmuck findet sich in den Kronschätzen zahlreicher Königshäuser. Der Vergleich, oft auch Verwechslung mit Rubin und Saphir, zeigt sich in den Namen berühmter Amethyste bzw. Schmuckstücke, beispielsweise dem „Delhi Purple Sapphire“, der im British Natural History Museum in London ausgestellt ist und aus einem indischen Tempel stammt. Die einzigartige, intensive violette bis rötlich-violette Farbe inspirierte viele berühmte Juweliershäuser und Schmuckdesigner insbesondere in der Zeit der Wende 19. zum 20. Jahrhundert. Viele dieser Schmuckstücke sind im Besitz europäischer Königshäuser oder in bedeutenden Museen ausgestellt.
Amethyst ist der Stein des Monats Februar.
Autor
Dr. Ulrich Henn, DGemG
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