Zu den seltensten Edelsteinen zählt zweifelsohne der Padparadscha. Die Korundvarietät, deren wichtigstes Vorkommen die Edelsteinseifen der Insel Sri Lanka (Ceylon) sind, repräsentiert farblich ein Zusammenspiel eines warmen, weichen Orange mit einem zarten Pinkton. Die Namensherkunft wird noch heute lebhaft diskutiert und eine eindeutige Zuordnung wurde bisher nicht gefunden.
Im Sanskrit, der altindischen Literatur- und Gelehrtensprache, steht die Bezeichnung Padmaraja für die Farbe der Lotusblüte. Diese ist aber nicht orange, sondern violett, blau, weiß, rot oder rosa bzw. pink.
Schon seit Jahrhunderten werden auf Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, Saphire mit einer Farbe aus einer Mischung von pink und orange von den Einheimischen Padmaraga genannt (padma = Lotusblüte und râga = Farbe).
Nach südasiatischer Tradition ist dieser sehr seltene Edelstein „der Herrscher der Lotusblüte“ und musste dem König gegeben werden, weil nur dieser das Recht hatte, einen zu besitzen. Daher auch der Name „Königstopas von Ceylon“, der in edelsteinkundlichen Büchern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Erwähnung fand.
Die ideale Farbe von Padparadscha wird als ein Zusammenspiel von der Farbe der ceylonesischen Lotusblüte (pink) und des Sonnenuntergangs (orange) beschrieben. Hieraus resultiert die internationale Beschreibung der Farbe als „pinkish-orange“. In Sri Lanka werden heute mehrfach auch Steine mit stärkerem Pinkanteil als Padparadscha bezeichnet.
Wichtig ist eine klare Abgrenzung dieser seltenen Farbkombination von Saphirvarietäten, die ein reines Orange (ohne pink) oder meist Bräunlich-orange zeigen. Solche Steine stammen zumeist aus Vorkommen in Ostafrika, und zwar Tansania und Malawi, sowie Madagaskar.
Hinsichtlich der Farbursachen ist Orange bei Korund eine Mischung aus Rot und Gelb. Ursache der roten Farbkomponente ist dreiwertiges Chrom, während Gelb durch Defektzentren oder dreiwertiges Eisen verursacht werden kann.
Gelbe Saphire aus Sri Lanka sind durch Defektzentren gefärbt und folglich ist der orange Farbanteil des Padparadscha aus diesen klassischen Vorkommen auf ein Zusammenspiel von Cr3+ und Defektzentren zurückzuführen. Gelbe Saphire aus Ostafrika (Tansania und Malawi) sowie der überwiegende Teil der Steine aus Madagaskar verdanken ihre Farbe dem dreiwertigen Eisen. Orangefarbige Varietäten sind hinsichtlich ihrer Farbursache somit als Kombination aus Cr3+ und Fe3+ zu verstehen. Solche Steine besitzen in der Regel keine auffällige Pinkkomponente, zeigen aber oft eine bräunliche Tönung.
Im Handel werden solche Korunde als orangefarbige Saphire bezeichnet und von Padparadscha abgegrenzt. Die Unterscheidung zwischen Padparadscha und orangefarbigen Saphiren erfolgt mit der Absorptionsspektroskopie im visuellen Spektralbereich anhand des Fehlens bzw. dem Vorhandensein von Fe3+-Banden im Blau/Violett-Bereich.
Ein hinsichtlich der Größe außerordentlicher Padparadscha befindet sich im Museum of Natural History in New York. Der facettierte Stein besitzt ein Gewicht von 100,18 ct und stammt aus Sri Lanka. Außergewöhnliche Exemplare bis über 20 ct wurden in den letzten Jahren auf Auktionen gehandelt und erzielten Karatpreise bis über 25.000 US$. So wurde 2005 ein unerhitzter Padparadscha von 20,84 ct bei Christie‘s für 374.400 US$ bzw. 17.946 US$/ct verkauft und 2012 bei Sotheby’s in Hongkong ein unerhitzter Stein von 9,70 ct für 250.106 US$ bzw. 25.784 US$/ct.
Autoren
Dr. Ulrich Henn & Dr. Tom Stephan, DGemG
© 2022
Literatur
Ariyaratna, D. H. (2006): Gems of Sri Lanka.- 6th ed., Sri Lanka, ScanPlus.
Dharmaratne, P. G. R. (2005): Gem Industry of Sri Lanka.- The Geological Survey and Mines Bureau of Sri Lanka.
Lippelt, U. W. (2001): Padparadscha und/oder Padmaraja.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 50, 4, 228-230.
Foto der Lotusblüte: pixabay.com/de/photos/lotus-blume-lotus-bl%c3%a4tter-614421/