Brasilien besitzt eine ganze Reihe von interessanten Opalfundstellen, deren kommerzielle Bedeutung sich auf die Vorkommen in den Bundesstaaten Piauí und Rio Grande do Sul konzentrieren.
In Piauí werden seit den 1960er Jahren Opale mit Farbenspiel in devonischen Sandsteinen nahe der Stadt Pedro II (benannt nach dem letzten brasilianischen Kaiser Dom Pedro II, 1825-1891) angetroffen (vgl. Knigge & Milisenda, 1997). Die heute noch sporadisch abgebauten Minen liefern zumeist helle Edelopale aus Adern in hellen Sandsteinen (Abb. 1) bzw. in Kontaktbereichen zu intrudierten Quarz-Doleriten.
Bereits seit den 1940er Jahren liefern Vorkommen in der Umgebung von Buriti dos Montes in Piauí orangefarbene, klar durchsichtige bis durchscheinende Feueropale in Edelsteinqualität (Cornejo & Bartorelli, 2010).
Abb. 2 (links): Kellermann-Achatmine, Salto do Jacui, Rio Grande do Sul, Brasilien. Foto: U. Henn.
Abb. 3 (rechts): Achatgeode mit Feueropal. Kellermann-Mine, Salto do Jacui, RGS, Brasilien. Sammlung: Kellermann, Foto: J. Schnellrath.
Im Bundesstaat Rio Grande do Sul (RGS), der für seine bedeutenden Vorkommen von Achat und Amethyst weltbekannt ist, werden Opale in den Achatvorkommen insbesondere in der Umgebung der Ortschaft Salto do Jacui gefunden (Abb. 2).
Bemerkenswert ist das Auftreten von Feueropal in Achatgeoden (Abb. 3) der triassischen bis jurassischen, intermediären bis basischen Vulkanite des Paraná-Beckens, speziell Andesite und Basalte, sowie in Sedimentschichten unterhalb der Lavadecken (Henn & Balzer, 1995). Dort werden u.a. interessante kugelförmige Exemplare angetroffen (Abb. 4).
Die Feueropale variieren in ihrer Farbe von gelb über orange (Abb. 5) zu rot. Ursächlich für die Färbung sind feinkörnige Partikel von Eisenoxid und -hydroxiden (z.B. Limonit). Diese verursachen einen Anstieg der Absorptionskurve im sichtbaren Spektrum ab 600 nm und somit eine Transmission des Lichts im roten und orangeroten Spektralbereich.
Abb. 4 (links): Feueropal-„Kugel“, Kellermann-Mine, Salto do Jacui, RGS, Brasilien. Sammlung: Kellermann, Foto: J. Schnellrath.
Abb. 5 (rechts): Facettiert geschliffener Feueropal aus Salto do Jacui, RGS, Brasilien. 5,93 ct., 16x14 mm. Sammlung DGemG, Foto: U. Henn.
Lichtbrechung und Dichte der Feueropale aus Rio Grande do Sul besitzen Werte von n = 1,440 (+/- 0,001) und D = 2,00 – 2,02 g/cm3 und charakterisieren das Material zusammen mit den typischen FTIR- und Raman-Spektren als Opal-CT, d.h. als fehlgeordnete Struktur von α-Cristobalit und α-Tridymit (vgl. Flörke et al., 1991).
Bei gelben Exemplaren konnte festgestellt werden, dass sie durch Elektronenbestrahlung zu bläulichen bis grünlich-blauen Farben (Abb. 6) künstlich verändert werden können (Milisenda et al., 2011).
Abb. 6 (links): Feueropal aus Salto do Jacui, RGS, Brasilien sowie drei bläuliche Steine, deren Farbe durch Elektronenbestrahlung erzeugt wurde. Sammlung: DGemG, Foto: T. Stephan.
Abb. 7 (rechts): „Blauer Opal” aus der Kellermann-Mine, RGS, Brasilien. Sammlung: Kellermann, Foto: J. Schnellrath.
Ein zweiter Typ „Opal“ aus Rio Grande do Sul sind blaue Exemplare, die ebenfalls in Achatgeoden in den Vorkommen der Umgebung von Salto do Jacui angetroffen werden (Abb. 7). Dieser „blaue Opal“ besitzt mit n = 1,46-1,47, D = 2,24 – 2,28 g/cm3 höhere Werte der Lichtbrechung und Dichte, die im Bereich von Opal-C liegen (vgl. Flörke et al., 1991). Opal-C ist charakterisiert durch geordnete Strukturen von α-Cristobalit. Mit Hilfe thermo- und röntgenographischer Untersuchungen bestimmten Schnellrath et al. (2011) Umwandlungen zu β-Cristobalit, was für Opal-C untypisch ist und erwägen die Bezeichnung Cristobalit für die blauen Schmucksteine aus Rio Grande do Sul.
Abb. 8 (links): „Blauer Opal“ aus Salto do Jacui, RGS, Brasilien, als Cabochon geschliffen. 10,90 ct., 18,2 x 14,3 mm. Sammlung DGemG, Foto: U. Henn.
Abb. 9 (rechts): „Blauer Opal” aus Salto do Jacui, RGS, Brasilien. Die weißen Flecken sind auf Austrocknung (Dehydrierung) zurückzuführen. Sammlung: DGemG, Foto: U. Henn.
Im Absorptionsspektrum sind gleiche Charakteristika wie bei blauem Chalcedon zu beobachten (Milisenda, 2012), speziell eine breite Bande mit Maximum im gelben Spektralbereich bei ca. 600 nm, die auf Lichtstreuung an submikroskopischen Partikeln oder Poren zurückzuführen ist (vgl. Henn, 2004).
Bei Betrachtung über einer starken Lichtquelle sind die Steine transluzent und besitzen analog Chalcedon eine deutliche rötliche Opaleszenz.
Problematisch für die Verwendung als Schmuckstein (Abb. 8) ist die zum Teil mangelnde Beständigkeit gegenüber Austrocknung (Abb. 9). Durch den Wasserverlust (Dehydrierung) können helle bis weiße Flecken sowie Risse entstehen.
Autor
Dr. Ulrich Henn, DGemG
© 2021
Literatur
Cornejo, C. & Bartorelli, A. (2010): Minerals & Precious Stones of Brazil.- Sao Paulo, Solaris Cultural Publications.
Flörke, O. W., Graetsch, H., Martin, B., Röller, K. & Wirth, R. (1991): Nomenclature of micro- and non-crystalline silica minerals, based on structure and microstructure.- N. Jb. Miner. Abh. 163, 1, 19-42.
Henn, U. & Balzer, R. (1995): Ein neues Vorkommen von Feueropalen in Brasilien.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 44, 2/3, 43-46.
Henn, U. (2004): Zur Unterscheidung naturfarbener und künstlich gefärbter Chalcedone/Achate.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 53, 1, 23-32.
Knigge, J. & Milisenda, C. C. (1997): Brasilianische Opale aus Pedro II.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 46, 2, 99-105.
Milisenda, C. C., Schnellrath, J. & Schütz, J. (2011): Irradiated blue common opal from Brazil.- Abstract Proceedings, 32nd International Gemmological Conference, Interlaken, Switzerland, 39-40.
Milisenda, C. C. (2012): Opal im Fokus.- Vortrag bei der 1. Arbeitstagung 2012 der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft e.V., Idar-Oberstein.
Schnellrath, J., Amorium, H. S., Juchem, P. L., Brum, T. M. M. & Miceli, R. S. D. (2011): Blue „Opal“ (or Cristobalite?) from Rio Grande Do Sul, Brazil.- Gems & Gemology 47, 2, 142.