Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

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Abb. 1: Kobalt-Spinelle aus neuen Funden bei Mahenge, Tansania. 1,03-2,05 ct, Foto: T. Stephan, Sammlung Paul Wild, Kirschweiler.

Das ostafrikanische Land Tansania besitzt mehrere Vorkommen von Spinellen in Edelsteinqualität, die seit den 1980er Jahren den Edelsteinhandel mit roten und pinkfarbenen sowie blauen bis violetten Steinen beliefern. Diverse Minen befinden sich im Nordosten des Landes im Umbatal (Bank et al., 1989) sowie bei Handeni in der Region Tanga. Im Süden werden verschiedenfarbige Spinelle in den Seifen der Region Tunduru-Songea angetroffen (Henn & Milisenda, 1997). Die wichtigsten Vorkommen befinden sich jedoch in der Region Morogoro und zwar bei Matombo und im Gebiet von Mahenge, das u.a. wegen seiner Rubinvorkommen bekannt wurde.

2007 rückten die Spinellvorkommen Tansanias ins Rampenlicht der Edelsteinbranche, als südlich von Mahenge bei Ipanko eine 52 kg schwere Stufe mit bis zu 20 cm großen roten Spinellkristallen gefunden wurde. Daraus wurden 5 bis 30 ct schwere Steine bester Farbqualität von „Hot Pink“ bis leuchtend rot facettiert und machten in der Folge Tansania neben Tadschikistan (Pamir), Myanmar (Burma) und Vietnam zum wichtigsten Lieferanten qualitativ hochwertiger pinkfarbener bis roter Spinelle.

Die Farbpalette der Spinelle aus dem Gebiet von Mahenge umfasst zudem rötlich-purpur und orange bis malvenfarbig (lila), sowie blau bzw. blau-violett.

 

Enstatit_vs._Kornerupin-01_logo.jpgAbb. 2: (A) Typische Scharen von feinen Högbomitlamellen, die parallel der Oktaederflächen auftreten (Auflicht, x32); (B) unter gekreuzten Polarisationsfiltern zeigen die parallel zueinander orientierten Högbomitlamellen aufgrund der Doppelbrechung kräftige Interferenzfarben (x32); (C) im Auflicht können die Högbomitlamellen aufgrund von Interferenz an dünnen Schichten ebenfalls Interferenzfarben zeigen; zudem sind perlschnurartig angeordnete, feine Entmischungen von Partikeln zu beobachten (x40); (D) oftmals bilden die Entmischungen feiner Partikel auch Linien entlang der Oktaederflächen (x32). Fotos: T. Stephan.

 

Als Farbursachen werden dreiwertiges Chrom für die rötlichen Farben und zusätzlich zweiwertiges Eisen für die Violettöne angegeben, bei blauen Steinen aus dem Umbatal wurde neben Fe2+ auch Kobalt nachgewiesen (Bank et al., 1989).

Typisches mikroskopisches Merkmal der Spinelle aus der Region Morogoro sind Scharen von feinen Lamellen, die parallel den Oktaederflächen orientiert auftreten (Schmetzer & Berger, 1990 und 1992). Es handelt sich um hauchdünne Lamellen aus eisenfreiem, titanreichem Högbomit, der aufgrund seiner Doppelbrechung unter gekreuzten Polarisationsfiltern deutliche Interferenzfarben zeigt. Auch bei starker seitlicher Beleuchtung oder im Auflicht sind ebenfalls Interferenzfarben zu beobachten aufgrund von Interferenz an den dünnen Högbomit-Schichten.

Im vergangenen Jahr sind leuchtend blaue, kobalthaltige Spinellkristalle aus einem Vorkommen ca. 20 km südöstlich Mahenge aufgetaucht und bereichern seit Ende 2021 das Angebot aus den bisherigen Lieferländern Vietnam und Sri Lanka. Die leuchtend blaue Farbe, die international als „neon electric blue“ oder „denim blue“ bezeichnet wird, ist auf Spuren von zweiwertigem Eisen und zweiwertigem Kobalt zurückzuführen. Geschliffene Steine von unter einem Karat bis über 40 Karat sind im Angebot.

Die Farbursache als Kombination der Chromophore Fe2+ und Co2+ ist im Absorptionsspektrum deutlich erkennbar, die Anwesenheit von Kobalt mit dem Chelsea-Farbfilter nachweisbar.

Diese neuen Kobaltspinelle aus Tansania besitzen als typische Einschlüsse (Abb. 2) die für rote Spinelle aus der Region bereits erwähnten Högbomitlamellen, was eine Herkunftsspezifikation ermöglicht. Weiterhin sind Zirkon-, Apatit- und Dolomiteinschlüsse zu beobachten sowie Entmischungen in Form feiner Partikel, die entweder staub- oder perlschnurartig angeordnet sind oder feine Linien entlang den Oktaederflächen bilden.


Tabelle 1: Eigenschaften der blauen Kobalt-Spinelle aus Tansania

Lichtbrechung 1,718-1,720
­Dichte (g/cm3) 3,60-3,65
Einschlüsse Högbomitlamellen, perlschnurartig angeordnete Entmischungen, Apatit, Zirkon, Dolomit
Absorptionsspektrum Banden bei 455, 478 und 486 nm (Eisen)
Bandensystem zwischen ca. 520 und 660 nm (Eisen und Kobalt), eine Schulter bei 622 nm ist auf Kobalt allein zurückzuführen
UV-Fluoreszenz langwelliges UV: mäßig bis deutlich grün
kurzwelliges UV: schwach grün bis inert
Reaktion unter dem Chelsea-Filter schwach rötlich

 

Autoren

Dr. Ulrich Henn und Tom Stephan, DGemG, Stefan Müller, M.Sc., DSEF
© 2022

 

Literatur

Bank, H., Henn, U. & Petsch, E. (1989): Spinelle aus dem Umba-Tal, Tansania.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 38, 4, 166-168.

Henn, U. & Milisenda C. C. (1997): Neue Edelsteinvorkommen in Tansania: Die Region Tunduru-Songea.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 46, 1, 29-43.

Schmetzer, K. & Berger, A. (1990): Lamellar iron-free högbomite-24R from Tanzania.- N. Jb. Miner. Monatshefte 9, 401-412.

Schmetzer, K. & Berger, A. (1992): Lamellar inclusions in spinels from Morogoro area, Tanzania.- J. Gemm. 23, 2, 93-94.

 

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