Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

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Abb. 1: Etwa 22,5 mm langer und 12 ct schwerer, angeblich natürlicher gelber Saphirkristall aus Madagaskar(Ansicht um 90° gedreht). Foto: S. Müller.

Kürzlich wurde der Firma Gemstore24 G & R Handels GmbH unter anderem ein rund 12 ct schwerer, angeblich natürlicher gelber Saphirkristall aus Ilakaka in Madagaskar angeboten. Der etwa 22,5 x 9,7 mm große, leicht unförmige Kristall zeigte eine verwitterte „abgerollte“ Oberfläche, sowie einzelne Bruchflächen und kleinere Risse, die typisch für Edelsteine aus Sekundärlagerstätten sind (Abb. 1). Aufgrund der intensiven leicht grünlich-gelben Farbe und Größe, stach der Kristall aus einer Partie verschiedener Rohsteine heraus und rief Zweifel hervor. Durch die raue Oberfläche des Steines war selbst mit einer starken Lichtquelle nur bedingt in das Innere zu sehen, weshalb eine Seite partiell anpoliert wurde. Zur weiteren Klärung der Echtheit, wurde der Stein ins Labor der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung (DSEF) eingesendet.

Die anpolierte Seite erzeugte eine Facette, welche zur Messung der Lichtbrechungsindizes genutzt werden konnte und die Identität des Steines als Korund bestätigte (ne = 1,760, no = 1,767, Dn = 0,007, einachsig negativ). Die Facette diente zudem als Fenster, welches einen guten Einblick in das Innere des Kristalls ermöglichte (Abb. 2). Auf den ersten Blick wirkte das Innere des Steines sehr rein, es stachen jedoch nahe der angelegten Facette vier größere, farblose, leicht langgezogene Einschlüsse hervor, bei denen es sich um deformierte Gasblasen handelte. Bei höherer Vergrößerung und unter Auflicht konnten zudem unzählige weitere, feine Gasbläschen in weiten Teilen des Kristalls beobachtet werden (Abb. 3). Unter Dunkelfeldbeleuchtung und geeignetem Winkel ließ sich zudem eine sehr schwache, gebogene Anwachsstreifung erkennen. Natürliche Merkmale waren keine vorhanden, womit der Stein eindeutig als synthetischer Saphir nach dem Verneuil-Verfahren identifiziert wurde. Aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes des Kristalls ist davon auszugehen, dass ein Bruchstück einer Schmelzbirne „getrommelt“ wurde, um einen abgerollten (sekundären) Saphir vorzutäuschen. Solche Fälle sind immer wieder zu beobachten; so berichteten beispielsweise Bank et al. (1999) von einem entsprechenden Exemplar in blauer Farbe.

 

Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Abb. 2: Frontalansicht der anpolierten Seite des gelben Saphirkristalls (Dunkelfeldmikroskop). Vergrößerung x10, Foto: S. Müller. 

 

 Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Abb. 3: Der vergrößerte Bildausschnitt des synthetischen gelben Saphirs zeigt drei große deformierte Gasblasen, sowie zahlreiche winzige Gasbläschen (teilweise blau umrandet). Bildbreite 3,7 mm, Foto: S. Müller.

 

Literatur

Bank, H., Henn, U. & Milisenda, C. C. (1999): Abgerollter Saphirkristall als Synthese bestimmt.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 48, 3, 127.

 

Autor

Stefan Müller, M.Sc., DSEF
© 2023

 

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