Kürzlich erhielt das Labor der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung (DSEF) einen knapp 12 ct schweren, bläulich-violetten Stein zur Überprüfung vorgelegt (Abb. 1), welcher in Thailand in einem Lot Tansanite erworben wurde. Der Stein zeigte unter dem Polariskop eine schwache, undulöse Auslöschung. Auf dem Refraktometer wurde die Lichtbrechung mit n = 1,660 (einfachbrechend) bestimmt. Der Stein zeigte selbst unter hoher Vergrößerung keinerlei Einschlüsse, es konnten jedoch unter gekreuzten Polfiltern schwache Wachstumsinhomogenitäten festgestellt werden. Zudem wirkten die leicht abgerundeten Facettenkanten auffällig „weich“. Mittels Ramanspektroskopie und Röntgenfluoreszenzanalyse wurde die Identität des Steines als künstliches Glas bestätigt. Die Farbursache wurde mittels UV-Vis-NIR-Spektroskopie untersucht, welche ein typisches Kobaltspektrum zeigte.
Interessanterweise wurde der Stein bereits mit einem Edelsteinbefundbericht eines lokalen thailändischen Labors erworben, welches den Stein als natürlichen Tansanit bestimmte (Abb. 2)! Die Abmessungen und das Gewicht im beiliegenden Gutachten stimmten mit den vom Autor ermittelten Werten des künstlichen Glases überein. Bei Verifizierung des QR-Codes konnte die Echtheit bzw. Richtigkeit des Edelsteinreports bestätigt werden. Auf Email-Anfragen, wie der Stein untersucht wurde und das Labor zu dem Ergebnis „natürlicher Tansanit“ kommt, erfolgt selbst nach Wochen keinerlei Reaktion.
Autor:
Stefan Müller, DSEF
© 2023