Zusammen mit Malachit wird in vielen Vorkommen Azurit angetroffen. Seinen Namen erhielt das Mineral 1824 von dem französischen Mineralogen François Beudant in Anlehnung an die himmelblaue Farbe (Azurblau, kurz Azur). Andere, speziell bergmännische Bezeichnungen sind Bergblau, Kupferblau oder Kupferlasur.
Azurit ist wie Malachit ein wasserhaltiges Kupferkarbonat und kristallisiert monoklin. Die chemische Formel ist Cu3(CO3)2(OH)2. Die Härte beträgt 3½ und die Dichte 3,70-3,90 g/cm3. Die Werte für die Lichtbrechung betragen: nx = 1,730, ny = 1,758, nz = 1,838 mit einer maximalen Doppelbrechung von Δn = 0,108.
Die blaue Farbe wird idiochromatisch durch zweiwertiges Kupfer erzeugt, die Strichfarbe ist hellblau. Azurit ist weniger stabil als Malachit und kann sich durch Wasseraufnahme in diesen umwandeln, was auch das Vorkommen von Pseudomorphosen von Malachit nach Azurit erklärt. Daher ist Azurit auch als Pigment im Gegensatz zu Malachit nicht dauerhaft und wandelt sich durch Feuchtigkeit und Kohlendioxidgehalt der Luft in Malachit um, was bei alten Fresken die Verfärbung eines ursprünglich blauen Himmels in grün begründet.
Wie Malachit wird auch Azurit oft in Form von dichten Aggregaten angetroffen, die im Anschliff attraktive stalaktitische/stalakmitische oder schalige bis konzentrische Strukturen besitzen (Abb. 1). Durchscheinende, meist prismatische Kristalle (Abb. 2 und 3) werden z.B. in Namibia gefunden und können facettiert geschliffen werden (Abb. 4 und 5).
Verwechslungen
Der dunkelblaue Azurit kann mit diversen undurchsichtigen bis durchscheinenden Mineralen verwechselt werden. Als „Azuritquarz“ wird ein Konglomerat aus runden Quarzkörnern bezeichnet, das durch neugebildeten Azurit verfestigt wurde. Das Material wird gelegentlich im Handel fälschlicherweise als „Azuritlapis“ bezeichnet.
Als Unterscheidungsmerkmal dient in erster Linie die Dichte (siehe Tabelle 1). Weitere Bestimmungsmethoden sind die Infrarot- und Raman- sowie optische Reflexions-spektroskopie.
Tabelle 1: Azurit - Verwechslungsmöglichkeiten
Material | Härte | Lichtbrechung | Dichte (g/cm3) | Weitere Charakteristika |
Azurit | 3½ | 1,730-1,838 | 3,70-3,90 | |
Sodalith | 5½-6 | 1,485 | 2,27-2,33 | |
Hauyn | 6 | 1,450 | 2,44-2,50 | |
Lasurit (Lapis lazuli) | 5½ | 1,500 | 2,75 | |
Afghanit | 5½-6 | 1,525 | 2,50 | |
Achat gefärbt | 6½ | 1,535-1,539 | 2,60 | Achatbänderung |
Azuritquarz Konglomerat aus Quarz und Azurit | 2,88-2,99 | Körnige Textur | ||
Dumortierit | 7 | 3,31 | ||
Shattuckit | 3½ | 1,752-1,815 | 4,11-4,14 |
Azurit-Malachit bzw. Azurmalachit sind Handelsnamen für natürliche Verwachsungen der beiden Kupferminerale Azurit und Malachit (Abb. 6 und 7). In erster Linie ist das Material in Form von attraktiven Mineralstufen bei Sammlern begehrt, die zumeist aus den Kupfervorkommen im Süden der USA stammen, insbesondere aus Kalifornien und Arizona. Azurit-Malachit kann auch zu Schmuckzwecken verarbeitet werden, speziell zu Cabochons oder Kugeln (Ketten).
Meist sind neben den beiden Kupferkarbonaten noch weitere Kupferminerale wie Chrysokoll und Türkis sowie durch Verwitterung entstandene kupferhaltige Sekundärminerale anwesend, oder Quarz (Abb. 8 und 9). Im Handel werden die meist Chrysokoll-dominierten Materialien (Gesteine) als „Eilat-Stein“, „Aznac-Stein“ oder „Stellarit“ bezeichnet (vgl. DGemG-Information Chrysokoll: DGemG-Newsletter Juli 2022 bzw. DGemG-Edelsteinbibliothek, www.library.dgemg.com).
Eine mögliche Verwechslung besteht auch mit einem Gestein aus Shattukit, Malachit und Quarz.
Als Imitationen werden diverse Pressprodukte angeboten. Diese bestehen aus Azurit und Malachit, z.T. mit Chrysokoll als weitere Komponente und sind mit Kunstharz gebunden. Ein weiteres Pressprodukt besteht aus Gibbsit und Ultramarin sowie Kunstharz als Bindemittel. Auffällig bei diesen Pressprodukten ist die Homogenität und Feinkörnigkeit der blauen und grünen Einzelkomponenten sowie deren deutliche, scharflinige Abgrenzung (Abb. 10). Unterscheidbar sind diese Materialien von natürlichem Azurit-Malachit weiterhin anhand der niedrigeren Werte der Dichte und zusätzlich mit Hilfe der Infrarot- oder Ramanspektroskopie sowie optischen Reflexionsspektren.
Tabelle 2: Azurit-Malachit – Verwechslungsmöglichkeiten und Imitationen.
Material | Zusammensetzung | Dichte (g/cm3) |
Azurit-Malachit |
Azurit Malachit |
3,7-4,1 |
„Eilat-Stein“ |
Chrysokoll Malachit Azurit |
3,38-3,41 |
„Aznac-Stein“ |
Chrysokoll Malachit Azurit Türkis |
3,24-3,29 |
„Stellarit“ |
Chrysokoll Malachit Azurit Quarz |
2,77-3,07 |
Azurit-Malachit-Imitation |
Pressprodukt aus Malachit Azurit Kunstharz |
3,40-3,90 |
Azurit-Malachit-Imitation |
Pressprodukt aus Malachit Azurit Chrysokoll Kunstharz |
2,88 |
Azurit-Malachit-Imitation |
Pressprodukt aus Gibbsit Ultramarin Kunstharz |
2,12 |
Ein interessantes Gestein mit Azurit ist der sogenannte K2-Stein oder K2-Gneis, der fälschlicherweise gelegentlich auch als „Blue Berry Jasper“, d.h. „Blaubeer-Jaspis“ bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um einen granitischen Gneis aus dem Gebirgsmassiv des berühmten 8000er K2 in Pakistan mit nestförmigen blauen Azuritbildungen (Abb. 11). Die Dichte des Gesteins liegt bei ca. 2,60-2,65 g/cm3, kann aber bei größerem Azuritanteil höhere Werte ergeben.
Literatur
Henn, U. & Schneider, B. (1994): Azurit-Malachit – Verwechslungsmöglichkeiten und Imitationen.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 43, 3/4, 127-132.
Autor
Dr. Ulrich Henn, DGemG
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