Blog der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft

dgemg logo

 

Herausgeber: 
Deutsche Gemmologische Gesellschaft e.V.
Prof.-Schlossmacher-Str. 1
D-55743 Idar-Oberstein

 

Copyright:
Für alle Beiträge behält sich die Deutsche Gemmologische Gesellschaft (Deutsche Gesellschaft für Edelsteinkunde) e.V. sämtliche Rechte vor, insbesondere die des Nachdrucks, der Übersetzung in andere Sprachen und der photomechanischen Wiedergabe. Die veröffentlichten Beiträge stellen – soweit namentlich bezeichnet – die Auffassung der Autoren dar und geben nicht notwendig die Meinung von Herausgeber und Schriftleitung wieder. (Content of this journal may not be reproduced in any form without the permission of the German Gemmological Association. Opinions expressed do not necessarily reflect the views of the Association.)

Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Abb. 1: Azurit (Breite ca. 40 mm) in Gold gefasst auf einem Deckel einer mattierten Bergkristalldose. Sammlung: F. A. Becker, Idar-Oberstein; Foto: Q. Wang, DGemG.

Zusammen mit Malachit wird in vielen Vorkommen Azurit angetroffen. Seinen Namen erhielt das Mineral 1824 von dem französischen Mineralogen François Beudant in Anlehnung an die himmelblaue Farbe (Azurblau, kurz Azur). Andere, speziell bergmännische Bezeichnungen sind Bergblau, Kupferblau oder Kupferlasur.

Azurit ist wie Malachit ein wasserhaltiges Kupferkarbonat und kristallisiert monoklin. Die chemische Formel ist Cu3(CO3)2(OH)2. Die Härte beträgt 3½ und die Dichte 3,70-3,90 g/cm3. Die Werte für die Lichtbrechung betragen: nx = 1,730, ny = 1,758, nz = 1,838 mit einer maximalen Doppelbrechung von Δn = 0,108.

Die blaue Farbe wird idiochromatisch durch zweiwertiges Kupfer erzeugt, die Strichfarbe ist hellblau. Azurit ist weniger stabil als Malachit und kann sich durch Wasseraufnahme in diesen umwandeln, was auch das Vorkommen von Pseudomorphosen von Malachit nach Azurit erklärt. Daher ist Azurit auch als Pigment im Gegensatz zu Malachit nicht dauerhaft und wandelt sich durch Feuchtigkeit und Kohlendioxidgehalt der Luft in Malachit um, was bei alten Fresken die Verfärbung eines ursprünglich blauen Himmels in grün begründet.

Wie Malachit wird auch Azurit oft in Form von dichten Aggregaten angetroffen, die im Anschliff attraktive stalaktitische/stalakmitische oder schalige bis konzentrische Strukturen besitzen (Abb. 1). Durchscheinende, meist prismatische Kristalle (Abb. 2 und 3) werden z.B. in Namibia gefunden und können facettiert geschliffen werden (Abb. 4 und 5).

 Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Abb. 2 (links): Azuritkristalle auf Malachit, Namibia. Größe des prismatischen mittleren Kristalls: 16 mm. Sammlung: DGemG; Foto: Q. Wang, DGemG. Abb. 3 (rechts): Azuritkristalle auf Malachit (pseudomorph nach Azurit), Namibia. Größe der Kristalle: 6-8 mm. Sammlung: DGemG; Foto: Q. Wang, DGemG. 

Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Abb. 4 (links): Facettierter Azurit, Namibia. Breite des Steins: 10 mm. Sammlung: DGemG; Foto: Q. Wang, DGemG. Abb. 5 (rechts): Facettierter Azurit, Namibia, im Durchlicht. Breite des Steins: 8 mm. Sammlung: DGemG; Foto: Q. Wang, DGemG.

 

Verwechslungen

Der dunkelblaue Azurit kann mit diversen undurchsichtigen bis durchscheinenden Mineralen verwechselt werden. Als „Azuritquarz“ wird ein Konglomerat aus runden Quarzkörnern bezeichnet, das durch neugebildeten Azurit verfestigt wurde. Das Material wird gelegentlich im Handel fälschlicherweise als „Azuritlapis“ bezeichnet.

Als Unterscheidungsmerkmal dient in erster Linie die Dichte (siehe Tabelle 1). Weitere Bestimmungsmethoden sind die Infrarot- und Raman- sowie optische Reflexions-spektroskopie.

 

Tabelle 1: Azurit - Verwechslungsmöglichkeiten

Material Härte Lichtbrechung Dichte (g/cm3) Weitere Charakteristika
Azurit 1,730-1,838 3,70-3,90  
Sodalith 5½-6 1,485 2,27-2,33  
Hauyn 6 1,450 2,44-2,50  
Lasurit (Lapis lazuli) 1,500 2,75  
Afghanit 5½-6 1,525 2,50  
Achat gefärbt 1,535-1,539 2,60 Achatbänderung
Azuritquarz Konglomerat aus Quarz und Azurit     2,88-2,99 Körnige Textur
Dumortierit 7   3,31  
Shattuckit 1,752-1,815 4,11-4,14  

 

Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Abb. 6: Azurit-Malachit. Breite: 14 cm. Sammlung: F. A. Becker, Idar-Oberstein, Foto: Q. Wang, DGemG. Abb. 7: Azurit-Malachit. Breite des Cabochons 25 mm. Sammlung: DGemG, Foto: Q. Wang, DGemG.

 

Azurit-Malachit bzw. Azurmalachit sind Handelsnamen für natürliche Verwachsungen der beiden Kupferminerale Azurit und Malachit (Abb. 6 und 7). In erster Linie ist das Material in Form von attraktiven Mineralstufen bei Sammlern begehrt, die zumeist aus den Kupfervorkommen im Süden der USA stammen, insbesondere aus Kalifornien und Arizona. Azurit-Malachit kann auch zu Schmuckzwecken verarbeitet werden, speziell zu Cabochons oder Kugeln (Ketten).

Meist sind neben den beiden Kupferkarbonaten noch weitere Kupferminerale wie Chrysokoll und Türkis sowie durch Verwitterung entstandene kupferhaltige Sekundärminerale anwesend, oder Quarz (Abb. 8 und 9). Im Handel werden die meist Chrysokoll-dominierten Materialien (Gesteine) als „Eilat-Stein“, „Aznac-Stein“ oder „Stellarit“ bezeichnet (vgl. DGemG-Information Chrysokoll: DGemG-Newsletter Juli 2022 bzw. DGemG-Edelsteinbibliothek, www.library.dgemg.com).

Eine mögliche Verwechslung besteht auch mit einem Gestein aus Shattukit, Malachit und Quarz.

 

Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Abb. 8: Azurit-Malachit mit schwarzen Sekundärmineralen. Größe des Cabochons: 30 x 22 mm. Sammlung: DGemG, Foto: Q. Wang, DGemG. Abb. 9: Azurit-Malachit mit weiteren kupferhaltigen Sekundärmineralen. Größe des Cabochons: 32 x 24 mm. Sammlung: DGemG, Foto: Q. Wang, DGemG.

 

Als Imitationen werden diverse Pressprodukte angeboten. Diese bestehen aus Azurit und Malachit, z.T. mit Chrysokoll als weitere Komponente und sind mit Kunstharz gebunden. Ein weiteres Pressprodukt besteht aus Gibbsit und Ultramarin sowie Kunstharz als Bindemittel. Auffällig bei diesen Pressprodukten ist die Homogenität und Feinkörnigkeit der blauen und grünen Einzelkomponenten sowie deren deutliche, scharflinige Abgrenzung (Abb. 10). Unterscheidbar sind diese Materialien von natürlichem Azurit-Malachit weiterhin anhand der niedrigeren Werte der Dichte und zusätzlich mit Hilfe der Infrarot- oder Ramanspektroskopie sowie optischen Reflexionsspektren.

 

Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Abb. 10: Pressprodukt als Imitation für Azurit-Malachit. Deutlich erkennbar ist die Homogenität und Feinkörnigkeit der Komponenten und deren scharflinige Abgrenzung. Länge der Cabochons: 16 mm. Sammlung: DGemG, Foto: Q. Wang, DGemG.

 

 

Tabelle 2: Azurit-Malachit – Verwechslungsmöglichkeiten und Imitationen.

Material Zusammensetzung Dichte (g/cm3)

Azurit-Malachit

Azurit

Malachit

3,7-4,1

„Eilat-Stein“

Chrysokoll

Malachit

Azurit

3,38-3,41

„Aznac-Stein“

Chrysokoll

Malachit

Azurit

Türkis

3,24-3,29

„Stellarit“

Chrysokoll

Malachit

Azurit

Quarz

2,77-3,07

Azurit-Malachit-Imitation

Pressprodukt aus

Malachit

Azurit

Kunstharz

3,40-3,90

Azurit-Malachit-Imitation

Pressprodukt aus

Malachit

Azurit

Chrysokoll

Kunstharz

2,88

Azurit-Malachit-Imitation

Pressprodukt aus

Gibbsit

Ultramarin

Kunstharz

2,12

 

Abb. 3TS Hohlkanäle Topas Katzenaugen x40 Fov5.34mm logo Zeichenfläche 1Abb. 11: K2-Stein: Gneis aus Pakistan mit Azuriteinsprenglingen. Größe 20 mm. Sammlung DGemG, Foto Q. Wang, DGemG.

 

Ein interessantes Gestein mit Azurit ist der sogenannte K2-Stein oder K2-Gneis, der fälschlicherweise gelegentlich auch als „Blue Berry Jasper“, d.h. „Blaubeer-Jaspis“ bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um einen granitischen Gneis aus dem Gebirgsmassiv des berühmten 8000er K2 in Pakistan mit nestförmigen blauen Azuritbildungen (Abb. 11). Die Dichte des Gesteins liegt bei ca. 2,60-2,65 g/cm3, kann aber bei größerem Azuritanteil höhere Werte ergeben.

 

Literatur

Henn, U. & Schneider, B. (1994): Azurit-Malachit – Verwechslungsmöglichkeiten und Imitationen.- Z. Dt. Gemmol. Ges. 43, 3/4, 127-132.

 

Autor

Dr. Ulrich Henn, DGemG
© 2023

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ändern, durch Klick des Menüpunkts Cookie Einstellungen in der Fußzeile der Webseite.