Schon zur Zeit der Pharaonen kannte man den olivgrünen Edelstein in Ägypten und man nannte ihn „Juwel der Sonne“. Das Vorkommen auf der Vulkaninsel Zeberged (St-Johannes-Insel) im Roten Meer lieferte schon zur Zeit der 18. Dynastie (1550 -1291 v. Chr.) grüne Edelsteine, die ursprünglich von griechischen und römischen Gelehrten als Topas angesehen wurden, wovon sich auch der Name Topazion bzw. Topazos für die kleine Insel ableitet. Nach Angaben arabischer Autoren war das Vorkommen Mitte des 13. Jahrhunderts erschöpft. Um 1900 wurde es „wiederentdeckt“ und bis 1914 abgebaut.
Die Herkunft des Namens Peridot ist nicht eindeutig geklärt. Verschiedene Ansätze führen ins Arabische oder Griechische. Im Französischen war die Bezeichnung Peridot bereits im Mittelalter gebräuchlich. Generell war aber bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts die Bezeichnung Chrysolith geläufig. Sie leitet sich vom griechischen chrysos = Gold und lithos = Stein ab und bedeutet somit „Goldstein“. Bereits in der Antike wurde dieser Name verwendet, jedoch ist nicht sicher, um welchen Stein es sich dabei handelte, Topas, Chrysoberyll oder gelber Saphir? Im späten Mittelalter erfuhr der Chrysolith einen Bedeutungswandel und es wurden mehr gelbgrüne Steine damit bezeichnet. Aufgrund der fehlenden genauen Zuordnung entstanden über Jahrhunderte eine ganze Reihe von Falschbezeichnungen, z.B. „Brasilianischer Chrysolith“ für Chrysoberyll oder Turmalin, „Orientalischer Chrysolith“ für Korund oder Chrysoberyll oder „Sächsischer Chrysolith“ für Topas vom Schneckenstein.
In der Mineralogie wurde von Abraham Gottlob Werner 1790 der Name Olivin eingeführt, der sich auf die olivgrüne Farbe des Minerals bezieht, wobei es sich um eine idiochromatische Färbung durch Eisen handelt. Dieser heute in der Mineralogie international verwendete Mineralname wird gelegentlich auch in der Edelstein- und Schmuckbranche verwendet, zumeist in Form von „Edelolivin“.
Aufgrund der unsicheren Zuordnung der Bezeichnung Chrysolith lag die Herkunft des Minerals lange Zeit im Dunkeln. In alten edelsteinkundlichen Büchern wurde neben Oberägypten meist „Pegu“ im Land der Burmanen, Ceylon und Brasilien angegeben, aber auch die für Sammler interessanten Vorkommen in Basalten der Eifel und Böhmen.
Das Vorkommen auf der Insel Zeberged war, wie bereits erwähnt, schon vor über 3500 Jahren bekannt. Von dort stammt auch der größte bekannte geschliffene Peridot. Er wiegt 311,78 Karat und befindet sich in der Edelstein- und Mineraliensammlung des Smithsonian National Museum of Natural History in Washington D.C., USA. Mit die größten und schönsten geschliffenen Peridote stammen aus Myanmar. Die Vorkommen befinden sich ca. 10 km nördlich Mogok und liefern Material in leuchtend grünen Farben. Einer der größten bisher geschliffenen Steine aus dieser Region wiegt 287 Karat.Anfang der 1990er Jahre wurde in Pakistan ein Peridotvorkommen entdeckt, das hinsichtlich Qualität und Größe außergewöhnliche Steine hervorgebracht hat, darunter ein 309,90 Karat schweres facettiertes Exemplar. Im Handel werden die Steine als „Kaschmir-Peridot“ hochgeschätzt. Weitere für die Edelsteinbranche bedeutende Vorkommen befinden sich in USA, speziell im San Carlos Reservation in Arizona sowie in China.
Ein für Sammler interessantes Vorkommen in Deutschland befindet sich am Dreiser Weiher bei Gerolstein in der Eifel, wo Peridot in vulkanischen Auswürflingen, den sogenannten Olivinbomben angetroffen wird. Einzelfunde bis 6 Karat geschliffen sind bekannt geworden. Eine lange Tradition für Peridotschmuck findet sich auch auf den Kanarischen Inseln und basiert auf Funden auf der Insel Lanzarote.
Aufgrund der grünen Farbe wurde Peridot über Jahrhunderte und sogar Jahrtausende mit Smaragd verwechselt bzw. als solcher angesehen. Hiervon zeugen altägyptische Schmuckstücke („Smaragdschmuck der Kleopatra“) und der Dreikönigenschrein im Kölner Dom aus dem 12. Jahrhundert. Peridot fand sich in den Schatzkammern des Osmanischen Reichs und war sehr begehrt im Viktorianischen und Edwardischen Zeitalter, in letzterem als Lieblingsstein des englischen Königs Edward VII. Berühmtheit erlangte das Peridot-Schmuckset der Großherzogin Isabella von Österreich, das 1825 von dem Habsburger Hofjuwelier Köchert gefertigt wurde. Die außergewöhnliche Purure besteht aus Tiara, Ohrschmuck, Brosche und Collier mit großen facettierten Peridoten und Diamanten und befindet sich heute in Privatbesitz. 2004 wurden Collier und Ohrschmuck von der amerikanischen Entertainerin Joan Rivers bei den Golden Globe Awards in Beverly Hills getragen. Ein von Salvador Dali entworfenes Schmuckset mit Peridot und Diamanten wurde 2005 für 192.000 US$ bei Christie´s in New York versteigert.
Peridot ist der Stein des Monats August.
Einzigartig ist das Auftreten von extraterrestrischem Olivin bzw. Peridot in sogenannten Pallasiten. Es handelt sich dabei um Steineisen-Meteorite aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, die aus einer metallischen Matrix und einer mineralischen Phase, in erster Linie Olivin, bestehen. Die schleifwürdigen Kristalle sind meist relativ klein und facettierte Steine wiegen meist unter 1 ct. Für geschliffene extraterrestrische Olivine findet man aktuell gelegentlich den Namen „Pallavin“, eine Phantasiebezeichnung aus Pallasit und Olivin. Fundorte sind Argentinien sowie China, Indonesien, Russland und USA.
Autor
Dr. Ulrich Henn, DGemG
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