Im September 2020 wurden dem Labor der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung - DSEF German Gem Lab transparente blaue Rohstücke von angeblichem Opal zur Untersuchung vorgelegt. Das Untersuchungsmaterial war deutlich scharfkantig, besaß eine typische blaue Chalcedonfarbe und zeigte Opaleszenz in Form eines deutlichen bläulich-milchigen Schimmers (Abb. 1).
Mit Hilfe der Infrarotspektroskopie wurde das Material als künstliches Glas bestimmt.
Zeitgleich erhielt die Deutsche Gemmologische Gesellschaft e.V. (DGemG) von einem Seminarteilnehmer einen geschliffenen Stein aus besagtem Material als Belegstück für die Lehrsammlung (Abb. 2).
Die facettierte Pampel hat ein Gewicht von 15,55 ct und Abmessungen von 21,86 x 10,54 mm. Die Lichtbrechung wurde mit einem Wert von n = 1,505 ermittelt, die Dichte beträgt 2,36 g/cm3. Diese Werte identifizieren den Stein eindeutig als Glas. Mit dem Edelsteinmikroskop konnten für Glas typische Schlieren beobachtet werden, sowie unter gekreuzten Polarisationsfiltern eine undulöse Auslöschung.
Abb. 2: Facettierte Glaspampel, 15,55 ct.
Bei makroskopischer Betrachtung ähnelt der Stein hinsichtlich Transparenz und Farbe speziellen Opalen aus Brasilien, deren Farbe durch eine künstliche Bestrahlung erzeugt wurde (Milisenda et al., 2011).
Als wahrscheinliche Ursache für die blaue chalcedonähnliche Farbe kann Lichtstreuung angenommen werden, die wie bei Chalcedon an submikroskopischen Partikeln und/oder Poren stattfinded (vgl. Henn, 2004). Diese erzeugt Opaleszenz, die sich in Form eines wogenden bläulich-milchigen Schimmers zeigt. Im Durchlicht erscheint der Stein klar durchsichtig und zeigt eine schwache rötliche Färbung.
Abb. 3: Schlieren und undulöse Auslöschung unter gekreuzten Polarisationsfiltern im Mikroskop.
Im Absorptionsspektrum ist lediglich eine breite Bande von schwacher Intensität im orangen Spektralbereich vorhanden sowie ein kontinuierlicher Anstieg der Absorptionskurve ab ca. 550 nm hin zu kürzeren Wellenlängen.
Das Absorptionsverhalten entspricht dem von blauem Chalcedon (Henn, 2004), sowie blauen Opalen vom Typus Opal-C (Milisenda, 2012), unterscheidet sich aber von blauem Opal-CT, wie er in transparenter Form insbesondere aus Peru bekannt ist (vgl. Stephan & Henn, 2016) und der seine Färbung Einlagerungen des Kupferminerals Chrysokoll verdankt.
Als Ursache der Lichtstreuung des blauen Glases werden Entmischungen in Form von winzigen Partikeln angenommen, die in schlierenförmigen, transluzenten Bereichen konzentriert sind (Abb. 4).
Abb. 4: Schlierenförmige, transluzente Bereiche.
Autoren
Dr. rer. nat. Ulrich Henn, Dipl.-Min., DGemG und Dr. rer. nat. Claudio Milisenda, DSEF
© 2021
Literatur
Henn, U. (2004): Zur Unterscheidung naturfarbener und künstlich gefärbter Chalcedone/Achate.- Z. dt. Gemmol. Ges. 53, 1, 23-32.
Milisenda, C. C., Schnellrath, J. & Schütz, J. (2011): Irradiated blue common opal from Brazil.- Abstract Proceedings, 32nd International Gemmological Conference, Interlaken, Switzerland, 39-40.
Milisenda, C. C. (2012): Opal im Fokus.- Vortrag bei der 1. Arbeitstagung 2012 der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft e.V., Idar-Oberstein.
Stephan, T. & Henn, U. (2016): Gemmologie Aktuell: Transparenter blauer Anden-Opal aus Peru.- Z. dt. Gemmol. Ges. 65, 1/2, 5-6.