Turmaline bilden eine Gruppe von Ringsilikaten mit komplexer chemischer Zusammensetzung und Mischkristallbildung, welche aufgrund ihres außerordentlichen Farbenreichtums bei Edelstein- und Mineraliensammlern sehr beliebt ist. Durch den Einbau verschiedenster Übergangsmetallionen wie z.B. Eisen, Mangan oder Chrom lassen sich nahezu alle Farbnuancen erzeugen, wobei die Varietät Verdelith (Fe-gefärbter grüner Turmalin) am häufigsten bei geschliffenen Turmalinen angetroffen werden kann.
Im Rahmen einer gemmologischen Prüfung wurde dem Labor der DSEF ein nahezu farbloser Stein von über 21 ct vorgelegt, welcher als (Elbait-reicher) Turmalin identifiziert werden konnte. Das untersuchte Exemplar zeigte bei mikroskopischer Überprüfung neben feinen Wachstumsstrukturen lediglich ein winziges Heilungsrisschen mit minimalen Rückständen von „staining“ (Fe-Hydroxide/-Oxide in Rissen), ansonsten war der Stein „rein“. Mittels Röntgenfluoreszenzanalyse konnten ca. 0,50 m-% Manganoxid, sowie geringe Spuren an Eisenoxid ermittelt werden. Im Absorptionsspektrum konnten im sichtbaren Bereich keinerlei Absorption festgestellt werden, sodass das vorhandene Mangan nicht als optisch aktives Mn3+ (welches je nach Konzentration zu einer rosa bis roten Färbung führen würde), sondern als inaktives Mn2+ vorliegt und somit die fehlende Tönung erklärt.
Bei dem untersuchten farblosen Turmalin (DSEF Edelsteinbefundbericht 032339) handelt es sich um die sehr selten anzutreffende Turmalinvarietät Achroit, in ungewöhnlicher Größe, welche eine bei Sammlern begehrte Rarität darstellt.
Autor
Stefan Müller, M.Sc., DSEF
© 2021
Weiterführende Literatur
Lind, T. & Stephan, T. (2016): Spektrentypen und Farben von Turmalinen.- Z. dt. Gemmol. Ges. 65, 3/4, 19-40.
extraLapis No.6: Turmalin (1994): Christian Weise Verlag, München.
Henn, U. & Schmitz, F. (2016): Name, Kristallstruktur, Kristallmorphologie und physikalische Eigenschaften von Turmalinen.- Z. dt. Gemmol. Ges. 65, 3/4, 3-14.