Die gemmologischen Institutionen Idar-Obersteins genießen Weltruf und arbeiten eng mit nationalen und internationalen Organisationen auf dem Gebiet der Edelsteinkunde und -forschung zusammen.
Eine der wichtigsten Antriebsfedern für die nahezu zeitgleiche Gründung der ersten gemmologischen Gesellschaften in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts (Gemmological Association of Great Britain und Gemological Institute of America, beide 1931, sowie Deutsche Gemmologische Gesellschaft, 1932) war der Ruf maßgebender Kreise der Edelstein- und Schmuckindustrie dieser Länder nach einer wissenschaftlich fundierten Edelsteinkunde, um die Authentizität der hochwertigen Produkte dauerhaft garantieren zu können. Dies vor allem vor dem Hintergrund der erfolgreichen industriellen Herstellung synthetischer Korunde nach dem Verneuil- Verfahren seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.
Die moderne Gemmologie muss Wissenschaft, Technik und Wirtschaft auf dem Gebiet der Edelsteinkunde zusammenführen, mit dem Ziel einer umfassenden Aufklärung und fachwissenschaftlichen Information auf allen Gebieten der Gemmologie, insbesondere der Edelsteinuntersuchung, Edelsteinnomenklatur, Edelsteinbestimmung und Edelsteinforschung.
Zur Erreichung dieser Ziele haben sowohl DGemG wie auch DSEF im Laufe der Jahre ein umfangreiches Netzwerk an nationalen und internationalen Kooperationen aufgebaut. Dieses Netzwerk umfasst sowohl wissenschaftliche Kooperationen, die Kommunikation mit Verbänden der Edelstein- und Schmuckindustrie als auch Kooperationen auf der Labor-Ebene und im Ausbildungswesen.
Wissenschaftliche Kooperationen
Seit den Anfängen des gemmologischen Labors von Georg O. Wild, einem der Gründerväter der DGemG, bestehen enge Verbindungen zu wissenschaftlichen Instituten und Universitäten. Zur besseren Koordinierung und effizienteren Durchführung gemmologischer Forschungsprojekte wurde im Jahre 1969 die Deutsche Stiftung Edelsteinforschung (DSEF) gegründet. Der Präsident der DGemG ist gleichzeitig Vorsitzender des Stiftungsrates, der satzungsgemäß aus Mitgliedern der Gremien der DGemG gebildet wird. Diese Organisationsstruktur gewährleistet eine regelmäßige Kommunikation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, was insbesondere bei der Auswahl der Arbeits- und Forschungsschwerpunkte von großer Bedeutung ist.
Von 1979 bis 1987 wurde eine edelsteinkundliche Arbeitsgruppe von Dr. Karl Schmetzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der DSEF an der Universität Heidelberg, geleitet. Aus den Ergebnissen der Diplom- und Promotionsarbeiten dieser Arbeitsgruppe sind zahlreiche Publikationen auf edelsteinkundlichem Gebiet hervorgegangen. Von 1986 bis 1993 wurden Einzelprojekte unter finanzieller Unterstützung des Wirtschaftsministeriums Rheinland-Pfalz durchgeführt, für die das Labor der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung in Idar-Oberstein mit modernen wissenschaftlichen Untersuchungsgeräten ausgestattet wurde. Eine besonders enge Verbindung besteht traditionell mit der Abteilung Geomaterial und Edelsteinforschung des Instituts für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Im Rahmen gemeinsam durchgeführter Forschungsprojekte bieten DSEF und DGemG Praktikums- und Teilzeitarbeitsplätze für Bachelor- Master- und Promotionsstudenten an.
Auch mit Universitäten im Ausland bestehen langjährige, intensive Verbindungen. Seit 2011 besteht eine vertragliche Kooperation der DGemG mit der CETEM (Centro de Tecnologia Mineral) an der Universität in Rio de Janeiro in Brasilien. Weitere Kooperationen bestehen mit brasilianischen Universitäten in Paraiba, Rio Grande do Sul, und Minas Gerais.
Die „International Gemmological Conference (IGC)“ ist eine im Zwei-Jahre- Rhythmus organisierte internationale Konferenz führender Gemmologen, deren erstes Treffen auf Initiative von Professor Dr. Karl Schlossmacher (Deutschland) und Dr. Eduard Gübelin (Schweiz) 1952 in Lugano stattfand.
Dr. Ulrich Henn und Dr. Claudio Milisenda repräsentieren die DGemG und DSEF in dieser Konferenz, die 1979 und 1997 in Idar-Oberstein stattfand und deren jüngste Konferenz 2017 in Namibia von der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft unterstützt, und von Dr. Ulrich Henn zusammen mit Prof. Dr. Henry Hänni organisiert wurde.
Das European Gemmological Symposium (EGS) wurde erstmalig von der DGemG anläßlich ihres 75jährigen Gründungsjubiläums im Jahre 2007 in Idar-Oberstein ausgerichtet. Es handelt sich um eine gemeinsame Initiative europäischer gemmologischer Labore und Institutionen, mit dem Ziel, ein gemmologisches Symposium auf höchstem internationalen Niveau in Europa zu etablieren.
Edelstein- und Schmuckbranche
Branchenvertreter der Edelstein- und Schmuckindustrie sind in Beirat und Vorstand der DGemG sowie im Stiftungsrat der DSEF vertreten, während umgekehrt DGemG und DSEF in Branchenverbänden auf nationaler wie internationaler Ebene an der Weiterentwicklung internationaler Standards mitarbeiten.
Dr. Thomas Lind ist Vizepräsident des Sector A (zuständig für Diamanten, Perlen, Farbedelsteine, Korallen und Gemmologie) von CIBJO (The World Jewellery Confederation), Dr. Claudio Milisenda Vizepräsident der Gemmological Commission.
Repräsentanten von DGemG und DSEF nehmen regelmäßig an den alle zwei Jahre stattfindenden Kongressen der ICA (International Colored Gemstone Association) sowie an der jährlich von ICA organisierten GILC (Gemstone Industry and Laboratory Conference) teil, für die Dr. Thomas Lind als zuständiges Vorstandsmitglied bzw. Vizepräsident von ICA viele Jahre verantwortlich zeichnete. Für die IHK Koblenz übernimmt die DGemG die Vorbereitung auf den gemmologischen Part der Sachverständigenprüfung.
Laborkooperationen
Das Labor der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung – DSEF German Gem Lab gehört der LMHC (Laboratory Manual Harmonization Committee) an, der Arbeitsgemeinschaft führender internationaler Labore, deren Empfehlungen zu einheitlichen Laborstandards regelmäßig auf internationalen Konferenzen der ICA, CIBJO und anderen relevanten Branchenorganisationen sowie auf einer eigenen Website online präsentiert werden.
Auf nationaler Ebene wurde im Jahre 2000 das Kompetenzzentrum DEL (Deutsche Diamant- und Edelsteinlaboratorien Idar-Oberstein) gegründet, deren Mitglieder alle im Hause der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft, Prof.-Schlossmacher Str. 1, in Idar-Oberstein ansässig sind. Hierzu gehören neben der DGemG und DSEF das DPL (Diamant Prüflabor) Idar-Oberstein, die DEGEB (Deutsche Gesellschaft für Edelsteinbewertung), sowie das IfE (Institut für Edelsteinforschung, Abteilung Geomaterial und Edelsteinforschung im Fachbereich Geowissenschaften der Johannes Gutenberg Universität Mainz).
Ausbildungskooperationen
Auf nationaler Ebene gibt es Vereinbarungen zur Durchführung gemmologischer Kurse im Rahmen der Ausbildung an Fach- und Meisterschulen sowie im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen der Handwerksinnungen. Unter maßgeblicher Mitwirkung des ehemaligen Ehrenpräsidenten der DGemG, Prof. Dr. Hermann Bank, sowie dem Geschäftsführer und Leiter des Ausbildungszentrums der DGemG, Dr. Ulrich Henn, wurde im Jahre 1996 die FEEG (Federation for European Education in Gemmology) gegründet. Zweck dieser Organisation, der zwölf europäische gemmologische Institutionen aus acht europäischen Ländern angehören, ist die Durchführung einer auf einheitlichen Standards fußenden gemmologischen Fachprüfung auf europäischer Ebene. Dr. Ulrich Henn hat über viele Jahre als Vorsitzender der Prüfungskommission der FEEG diese Standards mit entwickelt. Tom Stephan ist der zur Zeit verantwortliche Projektleiter FEEG innerhalb der DGemG.