Die aktuelle Ausgabe von Gemmologie - Zeitschrift der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft e.V. ist für Mitglieder im Online-Archiv abrufbar.
Für alle Interessierten ist das Heft in Druckform bei der DGemG erhältlich:
Vorwort zum aktuellen Heft 1/2 Juni 2022
Während der Smaragd zusammen mit Rubin und Saphir die „Trias“ der klassischen hochwertigen Farbedelsteine bildet und seit Jahrhunderten zu den begehrtesten Edelsteinen überhaupt zählt, hat sich die Bedeutung der übrigen Farbvarietäten der Mineralart Beryll erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt.
Entscheidend hierfür war die Entdeckung verschiedener Vorkommen von Aquamarin in Brasilien (vgl. Henn, dieses Heft), die es ermöglicht hat, diesen attraktiven Edelstein auf den seinerzeit relevanten Märkten in Europa und vor allem USA in ausreichender Menge anzubieten. Die Möglichkeit der Veränderungen der grünlich-blauen bzw. bläulich-grünen Farbtöne zu einem reineren blauen Farbton durch Erhitzen („Brennen“) der Aquamarine hat zusätzlich zu einer Optimierung des Angebotes beigetragen (vgl. Stephan et al., dieses Heft). In den nachfolgenden Jahrzehnten wurden immer wieder neue Vorkommen von Aquamarinen entdeckt, die zu einer Verbreiterung des Angebotes beitragen konnten, und daher die ansteigende Nachfrage auf dem größer werdenden Weltmarkt (neben Europa und USA treten ab den 1980er Jahren Länder des asiatischen Raumes hinzu) abdecken konnten.
Die Farbe eines Aquamarins ist von verschiedenen Faktoren abhängig (vgl. Lind & Stephan, dieses Heft). Intensive blaue Farbtöne mit geringem Grünanteil sind sehr selten und auf dem Weltmarkt begehrt. Die „Santa Maria“ und „Santa Maria Africana“ werden vom Labor der DSEF in Befundberichten zur Charakterisierung von Aquamarinen einer bestimmten Farbgüte verwendet (vgl. Milisenda & Müller, dieses Heft).
Als „grüne Berylle“ werden mangels eines speziellen Varietätsnamens solche grünen Berylle bezeichnet, deren hauptsächliche Farbursache nicht auf Chrom- und/oder Vanadiumgehalten basiert (vgl. den Beitrag von Lind & Stephan in diesem Heft).
Heliodor wurde von der „Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika“ im Jahre 1913, als „neuer“ Edelstein präsentiert. Das heutige Namibia war jahrzehntelang fast alleiniger Lieferant für diese Edelsteine, bevor in den 1990er Jahren sehr schöne Heliodor-Kristalle aus der Ukraine den Markt bereicherten. Im Edelsteinmuseum
Idar-Oberstein wurde im Juli 2022 ein außergewöhnlich großer, sehr schöner Heliodor (grüner Beryll) mit einem Gewicht von 4960 Karat aus der Mine in Wolodarsk, Ukraine, als Objekt des Monats ausgestellt.
Im angelsächsischen Sprachgebrauch werden die Begriffe „Heliodor“, „Golden Beryl“ sowie „Yellow Beryl“ zum Teil synonym gebraucht, und für grüngelbe wie auch goldgelbe bis bräunlich gelbe Steine verwendet. Im deutschen Sprachgebrauch versteht man unter Heliodor die gelbgrüne, unter Goldberyll die gelbe Varietät.
Morganit schließlich, die rosafarbene Beryll-Varietät rundet die Palette ab.
Das vorliegende Themenheft Beryll soll sowohl für praktizierende Gemmolog*innen wie auch für alle Interessierten einen aktuellen Überblick zu den Farbvarietäten der Beryllgruppe geben, die neben dem Smaragd im heutigen Edelsteinhandel von Bedeutung sind.
Dr. Thomas Lind
Präsident
Deutsche Gemmologische Gesellschaft e.V.
Inhalt des aktuellen Hefts 1/2 Juni 2022
U. HENN
Die Beryll-Gruppe - eine Übersicht zu den Varietäten Aquamarin, Morganit, Heliodor und Goldberyll
T. LIND und T. STEPHAN
Spektrentypen und Farben von eisen- und manganhaltigen Beryllen
T. STEPHAN, T. LIND und S. MÜLLER
Künstliche Eigenschaftsveränderungen in der Beryllgruppe
T. STEPHAN, S. MÜLLER und Q. WANG
Synthetische Berylle
C. C. MILISENDA und S. MÜLLER
Die Handelsbezeichnungen Santa Maria und Santa Maria Africana