Die aktuelle Ausgabe von Gemmologie - Zeitschrift der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft e.V. ist für Mitglieder im Online-Archiv abrufbar.
Für alle Interessierten ist das Heft in Druckform bei der DGemG erhältlich:
Vorwort zum aktuellen Heft 1/2 Juni 2024
Der Artikel von Kempe et al. über „Zimtstein“ von der Insel „Ceilan“ macht auf eindrückliche Weise deutlich, dass historische Edelsteinbezeichnungen in vielen Fällen nicht mit der modernen naturwissenschaftlichen Systematik der Minerale und Mineralnamen (Nomenklatur)
übereinstimmen, und die überlieferten Namen in einen entsprechenden kulturhistorischen Kontext gestellt werden müssen.
Historische „Falschbezeichnungen“ von Edelsteinen beruhen im Allgemeinen auf den beschränkten Möglichkeiten früherer Zeiten, die verschiedenen Ausprägungen bzw. Variationen eines Minerals als solche zu erkennen und den verschiedenen Mineralarten sicher zuordnen zu können.
Heutzutage ist die sichere Zuordnung von Edelsteinen zu den einzelnen Mineralarten für ausgebildete Gemmologinnen und Gemmologen kein Problem: Die Gemmologie stellt Untersuchungsmethoden und einschlägige Tabellen bzw. Datenbanken zur Verfügung, mit denen geschliffene Edelsteine zerstörungsfrei identifiziert und der entsprechenden wissenschaftlich anerkannten Mineralart zugeordnet werden können.
Für die Kommunikation im Edelsteinhandel ist die wissenschaftlich eindeutige Mineralbezeichnung jedoch in vielen Fällen nicht ausreichend: ein Beryll von Edelsteinqualität wird z.B. je nach Farbe als Aquamarin oder Smaragd, ein Korund als Rubin oder Saphir bezeichnet.
Während die einzelnen Mineralarten wissenschaftlich exakt definiert sind, ist dies für die bei Edelsteinen so wichtigen Varietätsbezeichnungen und Handelsnamen nicht der Fall.
Daher gibt es unter Umständen Probleme bei der Abgrenzung der einzelnen Varietäten und Handelsbezeichnungen. Für die Gemmologie und
den Edelsteinhandel ist dieser Zustand durchaus problematisch. Ohne die Verwendung der hergebrachten Varietätsbezeichnungen wie Rubin, Saphir, Smaragd, Amethyst, Citrin, gibt es keine vernünftige Kommunikation im Edelsteinhandel.Während das „Gemstone Book” der CIBJO die im Handel verbreiteten Bezeichnungen aufführt und auch erläutert, fehlen bislang wissenschaftlich fundierte, belastbare Unterscheidungskriterien für die einzelnen Varietäten. Ebenso fehlen eindeutige Kriterien zur Abgrenzung von Varietätsnamen und reinen Handelsbezeichnungen.
Mit diesen Fragen beschäftigt sich im Rahmen der CIBJO ein spezielles Fachgremium, dem auf deutscher Seite Dr. Claudio Milisenda von der DSEF sowie Dr. Thomas Lind von der DGemG angehören,
und das auf dem kommenden CIBJO Congress in Shanghai erste Ergebnisse diskutieren wird.
Der Wissenstransfer aus der wissenschaftlichen Forschung in die gemmologische Ausbildungspraxis hat bei der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert. Die Unterrichtsmaterialien werden ständig aktualisiert, um die neuesten Erkenntnisse für die Teilnehmer der Aus- und Weiterbildungskurse im Ausbildungszentrum der DGemG nutzbar zu machen.
Dieses Ausbildungszentrum wird im kommenden Jahr 50 Jahre alt, und wir werden dieses Datum gebührend feiern. SAVE THE DATE
Dr. Thomas Lind
Präsident
Deutsche Gemmologische Gesellschaft e.V.
Inhalt des aktuellen Hefts 1/2 Juni 2024
U. KEMPE, D. WEBER, M.WAGNER, R. RICHTER und A. MASSANEK
„Zimtstein“ von der Insel „Ceilan“:
Die Identifizierung eines historischen Edelsteins an Kunstobjekten
im Grünen Gewölbe (Dresden)
T. STEPHAN, T. LIND, C. C. MILISENDA und F. KNEIPP
Die Sinoniki-Spessartinmine in Longido, Tansania – Ein neues Vorkommen
für leuchtend orangefarbene Spessartine („Mandarin-Granate“)
Gemmologische Kurzinformationen
U. HENN und T. STEPHAN
Zweifarbiger Topas aus der Ukraine
J. HYRŠL und U. HENN
„Chocolate Quartz“ – eine neue Quarzvarietät aus Marokko
T. STEPHAN und F. KNEIPP
Ein neuer Fund von leuchtend orangefarbenen
Spessartinen in Loliondo, Tansania