
DGemG Jubiläumstagung – 50 Jahre Ausbildungszentrum
In diesem Jahr feiert die Deutsche Gemmologische Gesellschaft e.V. das 50jährige Bestehen ihres Ausbildungszentrums in Idar-Oberstein. Erste gemmologische Seminare wurden bereits kurz nach Gründung der Gesellschaft im Jahr 1932 gehalten, 1975 jedoch wurde speziell für diesen Zweck in eigenes Ausbildungszentrum eingeweiht.
Feierlicher Höhepunkt des Jubiläumsjahres stellte die Jubiläumstagung vom 23.-25. Mai 2025 in Idar-Oberstein dar. Über drei Tage hinweg kamen mehr als 200 Teilnehmer/innen aus über 10 Ländern zu wissenschaftlichen Vorträgen und zwanglosem Networking zusammen. Eröffnet wurde die Tagung mit einem Begrüßungsempfang im Deutschen Edelsteinmuseum. Samstags fand eine Vortragstagung statt, sowie die Urkundenverleihung an Absolventen der DGemG-Bildungsgänge. Feierlicher Höhepunkt war die Edelsteinparty im Ausbildungszentrum. Am Sonntag fanden, neben weiteren Fachvorträgen, praktische Workshops zur Edelsteinuntersuchung statt.
Die Referenten der Jubiläumstagung. Von links nach rechts: Dr. Claudio C. Milisenda, Qi Wang, Dr. Tom Stephan, Dr. Ulrich Henn, Kenneth Scarrat, Shane McClure, Dr. Heide Rezepa-Zabel, Frank Frühauf, Petra Dick-Walther, Peter Lyckberg, Dr. Thomas Lind, Dr. Hanco Zwaan, Dr. Ilaria Adamo, Umesh Wariyapperuma, Dr. Gaetano Cavalieri, Dr. Hao A. O. Wang. Foto: Niels Ruddy Hansen, Dänemark.
Die Vortragstagung wurde eröffnet durch Grußworte von Petra Dick-Walther, Staatssektretärin des Wirtschaftsministeriums Rheinland-Pfalz, sowie Frank Frühauf, Oberbürgermeister der Stadt Idar-Oberstein. CIBJO-Präsident Dr. Gaetano Cavalieri unterstrich in seiner Keynote die internationale Relevanz gemmologischer Aus- und Weiterbildung und den großen Beitrag, den die Deutsche Gemmologische Gesellschaft hierzu leistet.
Dr. Thomas Lind, Präsident der DGemG, betonte in seiner Keynote, dass fundierte gemmologische Kenntnisse heute mehr denn je ein zentraler Erfolgsfaktor in der Schmuck- und Edelsteinbranche seien.
Dr. Ulrich Henn, ehemaliger Geschäftsführer der DGemG, ging in seinem Vortrag über die Historie des Ausbildungszentrums auf die gemmologischen Veränderung in den letzten Jahrzehnten ein, und die damit verbundenen neuen Herausforderungen für praktizierende Gemmologinnen und Gemmologen – von der Entdeckung neuer Edelsteine, Varietäten und Vorkommen, über neue Synthesen bis hin zu modernen Behandlungsmethoden, dem stärkeren Fokus auf Themen wie Nachhaltigkeit und Authentizität und dem aktuell enormen Anstieg in der Produktion synthetischer Diamanten. All diese neuen Anforderungen beeinflussten auch stark die Entwicklung des Ausbildungszentrums, sowie die Schwerpunkte der gemmologische Aus- und Weiterbildung weltweit.
Auf die Unterscheidung natürlicher und synthetischer roter Berylle ging Dr. Ilaria Adamo (Istituto Gemmologico Italiano und Chairwomen der Federation for European Education in Gemmology - FEEG) ein. Neben dem typischen Einschlussbild von synthetischen Beryllen nach dem Hydrothermalverfahren, insbesondere mit ihren stark schlierigen Wachstumsinhomogenitäten, können auch weiterführende Untersuchungsmethoden wie die Infrarotspektroskopie oder chemische Analytik die Unterscheidung beider Materialien ermöglichen.
Dr. Hanco Zwaan, Leiter des NEL Netherlands Gem Laboratory, stellte die essentielle Bedeutung gemmologischer Forschung anhand praktischer Beobachtungen aus dem Laboralltag am NEL ein. Hierbei berichtete er unter anderem von Fake-Zertifikaten, synthetischen Diamanten, die von auf sie passenden Gutachten natürlicher Diamanten ausgestattet sind, bis hin zu Grenzfällen in der Definition von Varietäten.
Kenneth Scarrat, CIBJO-Vizepräsident und Leiter der CIBJO-Academy, betonte, wie wichtig Transparenz und die korrekte Anwendung nomenklatorischer Standards in der Schmuck- und Edelsteinbranche ist, um langfristiges Vertrauen beim Endverbraucher aufzubauen. Für ein tiefes Verständnis solcher Standards wie der CIBJO „Blue Books“ ist eine fundierte gemmologische Ausbildung obligatorisch.
Die Kunsthistorikerin Dr. Heide Rezepa-Zabel stellte in ihrem Vortrag an anschaulichen Beispielen die Komplexität der korrekten historischen Einordnung und Klassifizierung eines Artefakts oder Schmuckstückes vor. Hierbei ging sie im Besonderen auf die Notwendigkeit der Verbindung von Gemmologie und Kunstwissenschaft ein.
Einen Einblick in die Entstehung von Edelsteinen gab Peter Lyckberg, der bekannt ist für seine Reisen zu Edelsteinvorkommen, speziell solche pegmatititscher Art. Anhand einer Vielzahl von Bildern seiner Reisen stellte die geologischen Bedingungen bei der Entstehung von Edelsteinvorkommen vor, und im besonderen auch die An- und Herausforderungen im Abbau solcher Lagerstätten.
Umesh Wariyapperuma aus Sri Lanka ist als Geschäftsführer der Ceylon Gem Traders unter anderem auch im Edelsteinabbau tätig. Mit seinem Projekten gewannen er und sein Team 2024 und 2025 den Gold Award im Gem and Jewellery Sector der International Conference on Sustainable Globalization. In seinem Vortrag stellte er den aktuellen Status im Edelsteinabbau in Sri Lanka vor, der in vielen Bereichen bereits nachhaltig ist, und zeigte auf, wie auch in Zukunft Fortschritte auf diesem Wege erzielt werden können.
Auf die wachsende Bedeutung künstlicher Intelligenz bei der Analyse von Edelsteinen in gemmologischen Labors ging Dr. Hao A. O. Wang, Forscher am SSEF, ein. Am Beispiel der Paraíba-Turmaline stellte er die Möglichkeiten des Einsatzes künstlicher Intelligenz in der Datenauswertung vor, wies jedoch auch deutlich auf die Grenzen hierbei hin. Seiner Meinung nach liegt der wahre Wert künstlicher Intelligenz in der Erweiterung der Fähigkeiten von Gemmologen – als leistungsstarker Assistent, der die Effizienz steigert, die analytische Tiefe erweitert und den Weg für neue Entdeckungen in der Gemmologie ebnet.
Shane McClure, Global Director of Colored Stone Services am GIA, referierte über die Problematik bei der Unterscheidung mancher Varietäten im Edelsteinhandel. Am Beispiel der Abgrenzung grüner Berylle und Smaragde, speziell solcher aus Nigeria, die dominant durch Eisen sowie Spuren von Chrom und Vanadium gefärbt sind, stellte er die Herausforderungen solcher Fragestellungen dar und betonte, dass eine Unterscheidung in manchen Fällen ohne spezielles Laborequipment nicht möglich ist.
Den letzten Vortrag am Samstag hielt Dr. Claudio C. Milisenda, Geschäftsführer der DSEF German Gem Lab. In seinem Vortrag ging er auf die Edelsteinvorkommen ein, die mit dem Pan-Afrikanischen Event assoziiert werden, eines der wichtigsten tektonischen Ereignisse der Erdgeschichte (spätes Präkambrium bis frühes Paläozoikum). Wichtige Beispiele für Edelsteine dieses Events sind die Korundvorkommen Ostafrikas, Madagaskars und Sri Lankas, Tansanite, Tsavolithe und andere Granate in Ostafrika, die Smaragdvorkommen Sambias, aber auch die brasilianischen und afrikanischen Paraiba-Turmaline.
Während der Urkundenverleihung wurde Dr. Thomas Lind (rechts), seit 25 Jahren Präsident der DGemG, von DGemG-Vize-Präsidenten Constantin Wild mit dem Goldenen Ehrenzeichen ausgezeichnet. Foto: Foto Hosser, Idar-Oberstein, Deutschland.
Zum Abschluss der Vortragstagung am Samstag erhielten 69 Absolventinnen und Absolventen der DGemG-Bildungsgänge ihre Qualifikationsurkunden, bevor es zur Edelsteinparty ins Ausbildungszentrum der DGemG ging. Besonderes Highlight der Urkundenverleihung war die Auszeichnung von Dr. Thomas Lind, der nun seit 25 Jahren die Präsidentschaft der Gesellschaft inne hat, mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Gesellschaft für außerordentliche Verdienste um die Gesellschaft, durch den Vize-Präsidenten Constantin Wild.
Am Sonntag fanden drei weitere Fachvorträge statt. Rui Galopim de Carvalho, Gem Education Consultant aus Portugal, referierte über die Historie der Rubine, wobei er auf die historische Namensgebung, historische Vorkommen, wie auch die Entwicklung synthetischer Rubine und der Behandlungen von Rubin einging. Neben anderen Themen, hob er besonders den Fakt hervor, dass viele nach heutigen Standards pinkfarbene Saphire historisch als Rubin, oft jedoch auch als pinkfarbener Rubin oder eleganter als femininer Rubin bezeichnet wurden.
Qi Wang, Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der DGemG, stellte die aktuell gängigsten Testgeräte zur schnellen Untersuchungen farbloser natürlicher und synthetischer Diamanten vor, wobei sie insbesondere auf ihre Grenzen einging und Möglichkeiten aufzeigte mit klassischen gemmologischen Untersuchungsmethoden wie der Lumineszenz unter lang- und kurzwelligem UV, sowie der Spannungsstrukturen unter gekreuzten Polarisationsfiltern einging. Eine Kombination solcher Methoden ermöglicht es Praktikern viele natürliche und synthetische mit relativ einfachen Methoden zu identifizieren. Die Referentin betonte jedoch, dass eine sichere Entscheidung viel Erfahrung benötigt, insbesondere bei schwierigeren Fällen wie einigen natürlichen Typ IIa-Diamanten.
Den abschließenden Vortrag hielt Dr. Tom Stephan, Geschäftsführer der DGemG, über die Möglichkeiten, die sich praktizierenden Gemmologinnen und Gemmologen in den letzten Jahren durch die Entwicklung mobiler Spektrometer ergeben haben. Insbesondere durch den Einsatz von Lichtleitern können viele Fragestellungen, wie beispielsweise der Nachweis von Kupfer in Paraiba-Turmalinen oder auch die künstliche Färbung von Türkisen, auch in der Fassung beantwortet werden. Hierbei betonte er, dass solche Untersuchungen heute nicht mehr nur gemmologischen Labors vorbehalten sind, sondern nach entsprechender Fortbildung auch von Praktikern umgesetzt werden kann.
Parallel zu den Vorträgen konnten Teilnehmende in den Seminarräumen der DGemG Einblicke in die Edelsteinuntersuchung gewinnen. Ein Workshop behandelte die Untersuchung von natürlichen und synthetischen Diamanten unter gekreuzten Polarisationsfiltern sowie mit Hilfe von lang- und kurzwelligen UV-Lampen. In zwei weiteren Workshops konnten feste, flüssige und gasförmige Einschlüsse, sowie strukturelle Merkmale in natürlichen und synthetischen Steinen untersucht werden. Jeder Stein wurde von einem Aufsteller begleitet, in dem die wichtigsten Informationen zur Untersuchung erläutert wurden.